30.09.2013

Energie und Klima

Horst-Joachim Lüdecke: Energie und Klima, expert, Renningen 2013, 286 S., brosch., 28,80 Euro, ISBN 9783816931959

Horst-Joachim Lüdecke

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Entgegen des Buches "Kampf um Strom" von Claudia Kemfert erlaubt sich Horst-Joachim Lüdecke aufgrund seiner physikalischen Kenntnisse eine unabhängige Beurteilung der Lage nach der Kehrtwende der Politik. Das Buch ist wissenschaftlich gehalten und kommt nicht ohne Zahlen, Diagramme und quantitative Vergleiche aus. Deshalb ist es anspruchsvolle Lektüre.

Zum Thema Klima hinterfragt der Autor die These von der monokausalen Wirkung des Kohlendioxids und die Prognosen der Klimamodellrechnungen. Er beschreibt diese hochkomplexen nichtlinearen Differentialgleichungssysteme, in denen positive und negative Rückkopplungen enthalten sind. Die Stärke der Rückkopplungen ist nicht genau bekannt, verschiedene Annahmen führen zu mehr als 40 verschiedenen Modellen. Keines davon hat vorausgesagt, dass die mittlere Oberflächentemperatur der Erde in den 15 Jahren von 1997 bis 2012 überhaupt nicht angestiegen ist. Gleichzeitig hat sich der CO2-Gehalt der Atmosphäre von 360 ppm auf 400 ppm erhöht. Der Autor bezweifelt, ob die Voraussage für die Erwärmung über 100 Jahre zuverlässiger ist. Ein Fehler der Modelle sei es, dass die kühlende Wirkung des Wasserdampfs durch Wolkenbildung nach Lindzen und Choi (MIT) vergessen wurde.

Zur Energiepolitik fragt sich Lüdecke, was eine Verminderung des deutschen Beitrags zur weltweiten CO2-Emission von jetzt 2,5 Prozent auf 2,0 Prozent bewirken soll, wenn gleichzeitig in einem Jahr der Ausstoß der großen Industrieländer China, USA, Indien, Russland, Kanada, Brasilien um 6 Prozent zunimmt. Wie soll ein deutscher Sonderweg wirken, wenn dem Vorreiter kein anderes Land nachreitet?

Der Autor beschreibt dann Probleme der geplanten Umstellung auf alternative Energiequellen: ungenügende Kapazität der Pumpspeicherkraftwerke in den deutschen Mittelgebirgen, fehlende Hochspannungsleitungen von Nord nach Süd, ineffiziente „Wind-to-gas“-Option zur Speicherung.

Die größte Gefahr besteht für Lüdecke allerdings in der Strompreiserhöhung durch die teuren alternativen Energiequellen und die abnehmende Versorgungssicherheit durch fluktuierende Quellen. Im Gegensatz zu Kemfert sieht Lüdecke die Gefahr der EEG-Umlage für die energieintensive Grundstoffindustrie.

Wer sich ein quantitatives Bild der Energieprobleme machen will und bereit ist, Dogmen kritisch zu hinterfragen, wird das Buch von Lüdecke mit seinen 300 Quellen­angaben lehrreich und spannend finden. Wer weiter an den Erfolg der gegenwärtigen Wendepolitik glaubt und nach einer Wahlkampfbroschüre für eine kleine Partei sucht, der kommt bei dem Band von Frau Kemfert auf seine Kosten.

Prof. Dr. Konrad Kleinknecht, Fakultät für Physik, LMU München

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