23.05.2017

Es werde Licht − Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenmechanik

F. und C. Mann, Es werde Licht − Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenmechanik, S. Fischer, Frankfurt/Main, 2017, geb., 240 S., 22 €, ISBN 9783103972450

F. und C. Mann

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Die Namen des Autorengespanns lassen aufhorchen: Frido Mann, Enkel von Thomas Mann, und Chris­tine Mann, Tochter von Werner Heisenberg. Das Ehepaar, er Musik- und Religionswissenschaftler, sie Psychologin, hat mit dem alttestamentarisch betitelten Buch nichts weniger vor, als die „Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik“ aufzuzeigen bzw. laut Klappentext den „Gegensatz von Idealismus und Materialismus“ zu überwinden und eine „ganzheitliche Sicht der Welt und des Menschen“ zu ermöglichen.

Dafür holen die beiden weit aus und berichten auf den ersten hundert Seiten über die wechselvolle Geschichte von Religion und Naturwissenschaft, von der antiken Astronomie bis zu Einsteins Relativitätstheorie. Dann folgt ein Abriss der Quantenmechanik, der jedoch sehr grob gestrickt und nicht besonders aktuell ist. Hier offenbart sich das grundsätzliche Problem des Buches.

Frido und Christine Mann treibt als Laien in der Physik zweifelsohne eine ehrliche Neugier, was die Quantenmechanik eigentlich ausmacht und welche Tragweite sie für philosophische Fragen hat, etwa die nach dem Wesen unseres Bewusstseins. Doch statt mit dieser Neugier auf Experten in den jeweiligen Feldern zuzugehen, schöpft das Ehepaar Mann im Wesentlichen aus den eigenen Gedanken und der heimischen Bibli­othek. Daran ist grundsätzlich nichts Ehrenrühriges, nur erwarte ich bei einer steilen These wie „Materie [wird] aus Ener­gie und Geistigem gebildet“ dann doch Bezüge zu Positionen der modernen Quantenphysik und der Philosophie des Geistes.

Stattdessen berufen sich Frido und Christine Mann allein auf eine Theorie, die auf Carl Friedrich von Weizsäckers „Uren“ aufbaut, um „die Evolution des Geistigen auch physikalisch zu erklären“. Letztlich kämen die durchaus bedenkenswerten Botschaften der Autoren – die Kritik an einem allzu materialistischen Weltbild oder ein Plädoyer für mehr Empathie und Toleranz – problemlos ohne Bezug auf die Quanten­mechanik aus.

Die Manns distanzieren sich zu Beginn zwar ausdrücklich von esoterischen Tendenzen, konterkarieren das aber durch die beiden letzten Kapitel, die sich etwa um Fernwahrnehmung und „kosmische Verbindungen“ drehen. Hier erscheint mir ein Zitat von Lichtenberg angemessen: „Sobald man mit Muthmaßungen über so ungewisse Dinge zuweit geht, so werden sie verdrüßlich und eigentlich garnichts. Es ist nur eine Wahrheit, der Träume Zahl ist unendlich.“

Alexander Pawlak

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