17.11.2003

Fälscher, Schwindler, Scharlatane - Betrug in Forschung und Wissenschaft

Zankl

H. Zankl: Fälscher, Schwindler, Scharlatane - Betrug in Forschung und Wissenschaft
Wiley-VCH, Weinheim 2003. 43 Abb., 286 S., Geb., 
ISBN 3-527-30710-9 

Angesichts der 'Schön-Manipulationen' kommt dieses Buch nicht ungelegen. Die 'Betrugsgeschichten' sind in fünf Kapiteln, nach wissenschaftlichen Disziplinen geordnet, dargestellt: Physik und Mathematik; Chemie und Biologie; Medizin, Psychologie und Pädagogik etc. Einleitend wird die Frage behandelt: Wie entsteht Betrug in der Wissenschaft?

Anhand der behandelten Fälle lässt sich ein reichhaltiger Katalog der 'Vergehen' und ihrer Motivationen erstellen: persönlichkeitsbedingt (Irrtum, Phantasie, Autoritätsglaube, Selbsttäuschung, krankhafter Ehrgeiz, Persönlichkeitsstörungen, Geltungssucht, Konkurrenzneid, Streben nach Nobel-Preis, Intrige, politische Indoktrination) und methodisch (Diebstahl, Plagiat, Fälschung, Datenmanipulation, Vernichtung von Protokollen, Spionage, abgekürzte Testreihen oder unzureichend abgesicherte Therapien).
Unter den 'Schlagzeilen-Titeln' der einzelnen Abschnitte erfährt der Leser Ungereimtheiten in erschreckend vielen Fällen, wie z. B., dass Ptolemäus die astronomischen Daten des Hipparchos für seinen Sternenkatalog plagiiert habe. Galileo Galilei wird getadelt, weil er Experimente zwar beschrieb, aber nicht ausführte. Isaac Newton habe experimentelle Daten 'passend' manipuliert, sei aber - genial - zu richtigen Schlüssen gekommen ('Mogelfaktor'). R. A. Millikan wird u. a. vorgehalten, die Anregung eines Studenten verschwiegen zu haben, Öl statt Wasser zu zerstäuben, als er die Elementarladung bestimmte. Einstein schwieg sich beharrlich - anders als de Haas - über Zahlenmanipulationen bei Untersuchungen zum 'kreiselmagnetischen Effekt' aus. Die 'Wundersame Energievermehrung' durch 'kalte Kernfusion' (USA, Argentinien, DDR), auch die Datenfälschungen des Viktor Ninov bei der angeblichen Erzeugung von Transuranen werden ebenso kritisch beleuchtet wie die 'ähnlichen Kurven' des Jan Hendrik Schön, über die das Physik Journal ausführlich berichtet hat.

Kriminell, weil schädigend oder sogar lebensbedrohlich, sind Fälle aus der Chemie, Biologie und Medizin, wie z. B. die 'Contergan-Katastrophe' oder Publikationen zur Bekämpfung von AIDS-Viren, die sich als Schwindel herausstellten. Die restlichen Kapitel sind nicht minder erschreckend.
In zahlreichen Fällen sind Gerichte bemüht worden, mitunter oft mit jahrelangen schwierigen Prozessen. Manche Universität bzw. Fakultät hat wegen der Betrugsmanöver einen Ehrenkodex erlassen.
Angemerkt sei, dass Emil Rupp nicht schon - wie beschrieben - anhand der Fälschungen zum Nachweis der Wellennatur des Lichtes definitiv überführt wurde, vielmehr erst durch die Manipulationen bei den 'Positronenexperimenten'.

Das Buch ist flüssig und auch für den Laien verständlich geschrieben. Es ist gewiss problematisch so weit gefächerte Gebiete authentisch, zu behandeln. Das ist dem Autor aber weitgehend gelungen. Bleibt zu hoffen, dass es 'sensationell wie eine Bombe' einschlägt.
Prof. em. Dr. Dietrich Schulze, Technische Universität Dresden

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