24.06.2003

Klassische Elektrodynamik

Jackson


Von J. D. Jackson. 3. überarb. Aufl., de Gruyter, Berlin 2002. XIX + 938 S., 204 Abb., 7 Tab., Geb.,  ISBN 3-11-016502-3


In der gesamten physikalischen Lehrbuchliteratur gibt es wohl kaum ein anderes Werk, dass auf seinem Feld so unangefochten eine Spitzenstellung behauptet wie das Elektrodynamik-Buch von Jackson, und das bereits seit vier Jahrzehnten. Das Buch ist 1962 erstmals erschienen, stieß sofort auf großen Zuspruch und wurde 1975 für eine zweite Auflage überarbeitet. Nun hat der Autor, ehemals Leiter der Physikabteilung am Lawrence Berkeley Laboratory und inzwischen Emeritus der University of California, die Zeit zu einer erneuten umfassenden Überarbeitung des Werks gefunden.

Eine umfassende Rezension dieses sowohl als Lehrbuch wie als Nachschlagewerk geeigneten Standardwerks dürfte sich wohl erübrigen und so soll hier hauptsächlich auf die Änderungen in der dritten Auflage eingegangen werden. Während sich am bewährten Grundaufbau des Werks verständlicherweise nichts geändert hat, gibt es im Einzelnen viele Umstellungen und Ergänzungen. Neu aufgenommen wurden z. B. Abschnitte über quasistationäre Felder, über optische Fasern und über die Strahlungserzeugung in Undulatoren. Erweitert wurden unter anderem die Abschnitte über Strahlungsrückwirkung und Modelle klassischer Teilchen. Erstmals wird auch auf die Prinzipien der numerischen Behandlung von Randwertproblemen mit Methoden der finiten Differenzen und finiten Elemente eingegangen.

Um den Umfang des Buchs nicht zu sprengen, gab es auch Kürzungen, wobei gelegentlich sogar im Text auf die zweite Auflage zum Nachschlagen verwiesen wird. Insbesondere wurde das ehemals separate Kapitel "Magnetohydrodynamik und Plasmaphysik" gestrichen und nur in Teilen dem Kapitel über elektromagnetische Wellen zugeschlagen. Das frühere Kapitel über Multipolentwicklung wurde in gekürzter Form in das über Strahlungssysteme übernommen.
Eine besonders auffällige und vom Autor nur widerstrebend vorgenommene Änderung in der dritten Auflage ist die Umstellung auf das SI-Einheitensystem. Als Kompromiss lösung werden jedoch in den letzten sechs Kapiteln, die sich mit mehr "theoretisch" orientierten Themen befassen, die Gaußschen Einheiten beibehalten. In welcher der beiden Welten man sich gerade bewegt, ist jeweils in der Kopfzeile ersichtlich.

Eine besondere Stärke des "Jackson" lag bisher schon in den zahlreichen Übungsaufgaben. Hier hat der Autor noch nachgelegt und deren Anzahl um über 100 auf nahezu 400 Aufgaben erweitert, viele mit Bezügen zu aktuellen Entwicklungen und zur Forschung. Die Aufgaben sind sorgfältig ausgewählt, stellen allerdings wegen des weitgehenden Fehlens von Lösungshinweisen große Anforderungen an den Studenten. Generell kann man sagen, dass das Buch keine leichte Lektüre darstellt, da die Zwischenschritte in den Herleitungen häufig nur knapp ausgeführt sind oder gänzlich fehlen.

Besonders positiv ist zu vermerken, dass der De Gruyter-Verlag seinem Zugpferd erstmals eine angemessene äußere Gestalt zukommen lässt. Statt des bisherigen Schreibmaschinen-Typoskripts mit fotomechanisch reproduzierten Gleichungen in Mikroschrift präsentiert sich jetzt das Buch in einem freundlichen, übersichtlichen Layout, das seinen Preis wert ist. Ganz problemlos ist die Umstellung nicht verlaufen, es haben sich gegenüber der 2. Auflage kleine Fehler in manchen Gleichungen eingeschlichen, doch tut dies dem positiven Gesamteindruck keinen Abbruch. Gewiss wird der Jackson im modernisierten Gewande noch über viele Jahre hinweg "das" Referenzwerk zur klassischen Elektrodynamik bleiben.

Prof. Dr. Dr. Walter Greiner, Institut für Theoretische Physik, Universität Frankfurt a.M.

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