Lehrbuch der Physikalischen Chemie
Wedler
Lehrbuch der Physikalischen Chemie
Von G. Wedler.
WILEY-VCH, Weinheim 1997. 4., völlig überarb. u. erw. Aufl., XXX + 1070 S., geb.,
ISBN 3-527-29481-3
Die physikalische Chemie befaßt sich als Brückenfach zwischen Chemie und Physik mit der Untersuchung chemischer Probleme mit physikalischen Methoden. Sie wurde vor gut hundert Jahren mit der Errichtung von Lehrstühlen in Leip zig und Göttingen als eigenes Fach etabliert. In dieser Zeit hat der Katalog ihrer Forschungsgegenstände mit der Entwicklung neuer Methoden und mit dem exponentiellen Wachstum des gesicherten Wissens stark zugenommen und zugleich manche Wandlungen erfahren.
Standen in der Frühzeit die Teildisziplinen Thermodynamik und Elektrochemie im Vordergrund und auf diesen Gebieten insbesondere die makroskopischen und phänomenologischen Betrachtungsweisen, so hat sich der Forschungsschwerpunkt als Folge der apparativen Entwicklung aber auch als Folge des tieferen theoretischen Verständnisses zunehmend zu Untersuchungen von atomistischen Detailfragen verlagert.
Ein Lehrbuch darf diese Verlagerung zu neuen Fragestellungen in der Forschung nicht in gleichem Maße nachvollziehen, sondern muß sich im Interesse der Anwender in den Nachbardisziplinen und im Interesse einer gründlichen Vorbereitung der Studierenden auf ihre zukünftigen Aufgaben auch auf die Darstellung längst gesicherten Wissens konzentrieren.
Das Dilemma zwischen dem Zwang zu einer Begrenzung des Umfangs und dem Wunsch zu einer hinreichenden Berücksichtigung der traditionellen wie auch der modernen Aspekte stellt jeden Lehrbuchautor vor schier unlösbare Probleme. Insbesondere scheint es nicht zu gelingen, bei Einführung einer wichtigen Ergänzung den Stoff an einer anderen Stelle zu kürzen. Auch Wedler konnte sich diese Problematik nicht ganz entziehen. So ist der Umfang seines Lehrbuchs von 914 Seiten in der ersten Auflage (1982) auf 1070 Seiten in der soeben erschienenen vierten Auflage (1997) angewachsen.
Gut die Hälfte des Textes ist den Themen der chemischen Thermodynamik, der Kinetik, der Elektrochemie und den Grenzflächenerscheinungen gewidmet, während der übrige Teil sich mit dem Aufbau der Materie, mit Quantentheorie und Statistik befaßt.
Es ist ein Kennzeichen dieses Buches, daß auch komplizierte Ergebnisse einleuchtend erklärt werden. Dem dient auch ein 43 Seiten langer Anhang. Jedes Kapitel wird durch Rechenbeispiele mit Angabe der Lösung abgeschlossen, so daß sich das Lehrbuch hervorragend zum Selbststudium eignet. Wegen seiner Stoffauswahl und seiner den Dingen auf den Grund gehenden Darstellungsweise darf es nicht nur den Chemikern und Materialwissenschaftlern, sondern auch allen Physikern empfohlen werden, die sich mit der Untersuchung von Stoffeigenschaften befassen.
H. Brodowsky, Kiel
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