Lehrbuch zur Experimentalphysik
J. Heintze, P. Bock (Hrsg.): Lehrbuch zur Experimentalphysik – Band 1: Mechanik, Springer Spektrum, Heidelberg 2014, 342 S., broschiert, 34,99 Euro, ISBN 9783642412097
J. Heintze, P. Bock (Hrsg.)
Vielleicht mag man sich überrascht fragen, warum noch ein neues Lehrbuch zur Experimentalphysik erscheint, genauer handelt es sich um den ersten von fünf geplanten Bänden aus der Feder des Haxel-Schülers Joachim Heintze. Die Antwort darauf könnte lauten: Die vielen Ideen, manches doch etwas anders anzugehen, durften einfach den Studierenden – und Dozenten – nicht vorenthalten bleiben. So ist es ein großes Verdienst aller Beteiligten, dass dieser Band, an dem Heintze bis zu seinem Tode im Jahr 2012 gearbeitet hat, posthum erscheinen konnte. Gegliedert ist er in die zwei fast gleich langen Teile „Mechanik“ und „relativistische Mechanik und Atomkerne“.
Heintze behandelt darin auch die „üblichen“ Themen, aber eben nicht auf die „übliche“ Art: Er stellt immer wieder Querverbindungen zu anderen Gebieten der Physik her oder gibt Hinweise im engsten Sinne praktischer Art. Wo sonst lernt man etwas über den Reibungskegel und wie die bei einer Befestigungsschraube essenzielle Selbsthemmung damit zusammenhängt? Die Fußnoten enthalten auch historische Bemerkungen, die anderswo kaum oder nicht zu finden sind. Außer den üblichen Themen finden sich zahlreiche Erläuterungen – zur Teilchenphysik oder Grundkonzepten, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Nicht nur aus diesen Gründen ist dieses Buch auch Lehrern wärmstens zu empfehlen. Heintze führt nebenbei vor, was einen guten Lehrer ausmacht, an der Hochschule ebenso wie in der Schule: Das ganze Konzept ist zu Ende gedacht, Begriffe werden erst dann eingeführt, wenn sie Vorteile bringen. Dass die mathematischen Details im Abschnitt über anharmonische Schwingungen für ein Experimentalphysikbuch sehr ausführlich sind, stört nicht weiter.
Die Gestaltung ist außerordentlich ansprechend und übersichtlich, unter anderem durch die blauen Überschriften innerhalb der Kapitel. Außerdem finden sich zahlreiche hochwertige Zeichnungen und Fotografien. So lässt sich das Werk sowohl angenehm fortlaufend lesen als auch gut zum Nachschlagen nutzen. Aufgaben, auch hier wieder oft mit Praxisbezug, runden das Ganze ab, freundlicherweise mit Lösungen.
Im Vorwort heißt es: „Möge [das Buch] dazu dienen, unseren Studenten ... das Studium zu erleichtern.“ Das Buch wird diesem Ziel sicherlich gerecht und dürfte daher Pflichtlektüre für Studenten, Lehrer und Dozenten werden.
Dipl.-Phys. Kai Müller, Physikalisches Institut, Universität Heidelberg