Magnetism in Medicine
Andrä, Nowak
Magnetism in Medicine
Von W. Andrä u. H. Nowak (Hrsg.). WILEY-VCH, Berlin 1998. 511 S., 213 Abb., 11 Tab., Hardcover,
ISBN 3-527-40221-7
Dieses von 28 international renommierten Experten verfaßte Werk gibt in Form eines Handbuchs einen exzellenten Überblick über die verschiedenen Anwendungen (elektro-)magnetischer Felder in der Medizin und füllt damit eine empfindliche Lücke auf dem Buchmarkt.
Der erste Teil gibt einen lesenswerten historischen Überblick über den Einsatz von Magnetfeldern in der Heilkunde im Verlauf der vergangenen drei Jahrtausende, sowie eine Einführung in die physikalischen und technologischen Grundlagen des Magnetismus. Die physikalische Theorie wird allerdings leider - wie von den Herausgebern auch selbstkritisch im Vorwort vermerkt - im cgs-System dargestellt und nicht wie in allen folgenden Kapiteln des Buches im SI-System. Diese Inkonsistenz ist umso unverständlicher, als die Verwendung der beiden Systeme erfahrungsgemäß nicht nur bei Medizinern Probleme bereitet und das Verständnis der ohnehin schon komplexen Thematik noch zusätzlich erschwert.
Das längste Kapitel des Buches ist dem Nachweis biomagnetischer Felder im menschlichen Körper mittels supraleitender Quanteninterferometer (SQUIDs) gewidmet, wobei insbesondere auf die Untersuchung der elektrischen Aktivität und Funktion von Muskel- und Nervenzellen eingegangen wird. Im dritten Teil wird die Anwendung magnetischer Resonanzverfahren in der medizinischen Diagnostik behandelt, wobei neben der inzwischen schon zur Routinediagnostik zählenden Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) auch detailliert auf Ansätze eingegangen wird, die sich (wie die MR-Spektroskopie und die neurofunktionelle MRT) noch in der Phase der klinischen Forschung und Evaluierung befinden. Besonders informativ ist der vierte Teil des Buches, in dem verschiedene neuere Konzepte zur medizinischen Anwendung von magnetischen Materialien und externen Magnetfeldern vorgestellt werden, angefangen von der Verbesserung der Tumoraufnahme von Chemotherapeutika durch Kopplung an magnetische Substanzen bis hin zur lokalen Hyperthermie und Verbesserung der Wundbehandlung.
In den unabhängig voneinander lesbaren Hauptteilen werden sowohl die anwendungsspezifischen physikalisch-technischen Grundlagen als auch repräsentative klinische Anwendungen vorgestellt. Ausblicke auf zukünftig zu erwartende Entwicklungen und Einsatzgebiete runden die Ausführungen ab. Aufgrund dieser Konzeption ist das Handbuch sowohl dem Neueinsteiger als Einführung in das Gesamtgebiet zu empfehlen als auch dem Spezialisten, der sich einen Überblick über Nachbargebiete erwerben möchte.
Im letzten Absatz des Buches wird mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß die meisten der vorgestellten Techniken nicht- invasiv und damit für den Patienten wenig belastend sind. Der daran anschließenden Feststellung allerdings, daß der Patient keiner Strahlenbelastung ausgesetzt wird, muß widersprochen werden, denn nicht nur ionisierende Strahlen können zu einer Schädigung des Organismus führen, sondern auch (elektro)magnetische Felder. Für mich ist es daher auch nicht verständlich, daß in einem Handbuch dieses Formats nicht auf mögliche gesundheitliche Risiken bei der Anwendung magnetischer Felder eingegangen wird und die relevanten Strahlenschutzempfehlungen mit keinem Wort erwähnt werden. Trotz dieses Wehrmutstropfens kann das Handbuch jedoch sowohl Naturwissenschaftlern als auch Medizinern nachdrücklich zur Lektüre und zum häufigen Nachschlagen empfohlen werden.
Priv.-Doz. Dr. Gunnar Brix, Bundesamt für Strahlenschutz, Salzgitter
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