Nehmen wir an, die Kuh ist eine Kugel...
Krauss
"Nehmen wir an, die Kuh ist eine Kugel..."
Von L. M. Krauss.
DVA, Stuttgart 1996. 256 S., 40 Abb., geb.,.
ISBN 3-421-02772-2
"Fear of Physics: A Guide for the Perplexed" heißt der Titel dieses außergewöhnlichen Buches in der amerikanischen Originalausgabe. Mehr als der deutsche Titel bringt er das Anliegen des Autors auf den Punkt: Den Verblüfften (Nicht-Physikern) einen abwechslungsreichen Wanderweg durch die faszinierende Welt der Physik zu zeigen. Mit der richtigen Ausrüstung, so Krauss im Vorwort, könne der Leser Dornendickichte und Stolpersteine vermeiden und heil nach Hause zurückkehren. Das Vorhaben des Professors für Physik und Astronomie ist ehrgeizig. Auf dem Weg läßt er fast kein aktuelles Gebiet der physikalischen Forschung aus; sei es die Hochtemperatur-Supraleitung, die Ziele des Stanford-Supercolliders oder neue Erkenntnisse über die dunkle Materie im Universum. Mit der Selbstverständlichkeit des Hausherrn führt Krauss seine Leser durch das Gedankengebäude der theoretischen Physik - von der Relativitätstheorie über die Quantenelektro- und -chromodynamik bis hin zu einer zukünftigen Theorie "über alles". Weil er dabei so originell und unkonventionell vorgeht wie sein Lehrer Richard Feynmann, ist die Lektüre trotz ihres hohen Anspruchs ein Vergnügen.
Krauss erklärt meisterhaft die Denkweise des Physikers. Er zeigt, wie sich die ungeheure Vielfalt physikalischer Phänomene durch geeignetes Handwerkszeug auf einfache Prinzipien zurückführen läßt. Dazu gehören Betrachtungen über Symmetrien und Erhaltungsgrößen, Eichtheorien und Skalierungsverhalten sowie die Kunst, Überflüssiges zu vernachlässigen.
Überzeugend führt Lawrence Krauss vor, wie physikalisches Wissen unsere Sichtweise der Welt vereinfacht und kulturell bedeutsame Fragen (etwa über Anfang und Ende des Universums) beantworten hilft. In diesem Zusammenhang beschäftigt er sich auch mit den Grenzen unserer Erkenntnis und der Wahrheit von Theorien. Es spiele überhaupt keine Rolle, ob es eine letzte Antwort darauf gibt, wie die Welt begriffen und erklärt werden kann, meint Krauss. Die zentrale Frage laute vielmehr: "Was leitet unser Denken über die Zukunft der Physik, und warum?". Seine Antwort darauf vermittelt viel von der Faszination des Physikers für seine Arbeit. Für Lernende ist die Lektüre ein Ansporn, für Lehrende steckt sie voller Anregungen.
A. Hardy-Vennen, Frankfurt
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