Order, Chaos, Order
Stehle
Order, Chaos, Order
Von P. Stehle.
Oxford University Press, Oxford 1994. XIV + 322 S., Hardcover,
ISBN 0-19-507513-7
Die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte einer Theorie beschäftigt Historiker und Fachwissenschaftler immer wieder aufs Neue. In welchen Beobachtungen deutete sich das Versagen der alten Theorien an? Wann entstand die neue Theorie, welche Experimente und Überlegungen verhalfen ihr zum Durchbruch? Wie wurde sie aufgenommen? Diesen Fragen geht der Autor am Beispiel der jüngsten großen Theorie in der Physik, der Quantenmechanik, nach. Weite Teile des Buches sind den bekannten Ursprüngen gewidmet: den Pro blemen der Thermodynamik schwarzer Körper und ihrer Auflösung in der Planckschen Strahlungsformel, den Hinweisen auf den atomaren Auf bau der Materie und den Erklärungsversuchen zur diskreten Strahlung, der wegweisenden Entwicklung des Bohrschen Atommodells bis hin zum Teilchen-Welle-Dualismus. Aber auch die weniger bekannten Vorläufer der heute akzeptierten Bilder, die vielen Beiträge heute vergessener Wissenschaftler und die Vorsicht und Skepsis bei der Rezeption der Ideen werden diskutiert. Anhand ei ner Vielzahl von Quellen, meist Publikationen der Haupt- und Nebenakteure wird so die facettenreiche Entwicklung der Quantenmechanik in aufschlußreichem Detail nachgezeichnet. Zu kurz kom men dabei allerdings eine Würdigung der Verbindungen zwischen den Akteuren (in persönlichen Kontakten, Korrespondenz u. a.) und eine Ein ordnung in wissenschaftshistorische Kategorien.
Mit dem Blick auf eine breite Leserschaft sind spezielle mathematische Kapitel aus dem Text in Vertiefungsabschnitte ausgegliedert. Doch auch bei den oft sehr technischen Darstellungen im Text wären ein paar mehr Formeln und Bilder hilfreich. Auch ist festzustellen, daß die Argumentation nicht immer logisch schlüssig ist und z. T. formelhaft rezitativ wirkt.
Ärgerlich sind Titel und Schutzumschlag des Buches: Sie wecken völlig deplazierte Assoziationen zu Chaos und Nichtlinearität, während der Autor doch einen historischen Bezug im Auge hat: Ein geordnetes Weltbild (die Physik im ausgehenden 19. Jahrhundert) wird erschüttert, durchläuft eine Phase chaotischer Ideenentwicklung und wird nach einiger Zeit von einem neuen geordneten Weltbild abgelöst.
B. Eckhardt, Oldenburg
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