Organische Molekulare Festkörper
Schwoerer, Wolf
Organische Molekulare Festkörper
Dank jüngster imponierender Fortschritte in Forschung und Entwickung bieten organische Festkörper ein breites und höchst aktuelles Betätigungsfeld für Physiker, Physikochemiker und Chemiker. Mit organischen Leuchtdioden kann man Flachbildschirme und Leuchtanzeigen bauen, organische Feldeffekt-Transistoren können kostengünstig Siliziumtransistoren ersetzen, organische Solarzellen erreichen bereits technisch interessante Wirkungsgrade und Photokopierer und Laserdrucker, die mit organische Rezeptoren arbeiten, sind in der Bürotechnik nicht mehr wegzudenken. Natürlich brauchen neue Technologien intelligente Köpfe, die das nötige ideelle Handwerkszeug mitbringen. Leider sind stromlinienförmige und ¿entschlackte¿ Studienpläne dieser Entwicklung nicht förderlich, da in diesen die organische Festkörperphysik recht stiefmütterlich behandelt werden. In diesem Sinne schließt das Buch von Schwoerer und Wolf eine echte Marktlücke. Der Leser lernt, wie organische Festkörper, insbesondere deren kristallinen Modifikationen, aufgebaut sind, wie man die Materialien reinigt und daraus Kristalle und dünne Schichten macht, welche Art von Defekten existiert und wie man Gitterschwingungen behandelt.
Das Kernstück des Buches bilden die Kapitel über Charakterisierung und Transport von Singulett- und Triplett-Exzitonen, welche die Lumineszenzeigenschaften organischer Festkörper bestimmen, und über elektronische Leitfähigkeit. Letztere behandeln den Transport von Ladungsträgern in Molekülkristallen und ungeordneten Festkörpern (z. B. Polymere), die Leitfähigkeit von quasi-metallischen organischen Salzen und Supraleitung. Am Ende werden Elektrolumineszenz, Photovoltaik und molekulare Eletronik exemplarisch behandelt.
Das Buch ist die reife Frucht zweier erfüllter Forscherleben und ist hervorragend geschrieben. Aus jahrzehntelanger Erfahrung wissen die Autoren, was wesentlich und was verzichtbar ist. Sie haben die Grundlagen der sorgfältig ausgewählten Themenkomplexe klar herausgearbeitet und haben wesentliche Ergebnisse aus der ¿Vor-online¿-Ära ins verdiente Licht gerückt. Neueste Entwicklungen werden aufgezeigt und gelegentlich auch detailliert beschrieben, etwa im Abschnitt über raumladungsbeschränkte Ströme.
Zwar ist das Buch von Physikern geschrieben, aber von Physikern, die der Chemikerwelt nicht fremd gegenüber stehen. Der Text ist nicht voraussetzungsfrei, doch nehme ich an, dass ein Physikstudent nach dem Vordiplom und auch ein Chemiestudent, der seine Ausbildung in der physikalischen Chemie ernst nimmt, keine Verständnisprobleme haben sollten, zumal sich die einzelnen Kapitel weitgehend unabhängig von einander lesen lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass auch ein Chemiker in den Kapiteln über Leitfähigkeit und deren Anwendungen nützliche Hinweise darauf bekommt, auf welche Materialeigenschaften er bei der Synthese achten sollte.
Ich wünsche dem Buch die große und interessierte Leserschaft, die es verdient. Es sollte fortgeschrittene Studenten ermuntern, sich intensiver mit diesem spannenden Teil der Festkörperphysik befassen, es gibt Diplomanden und Doktoranden ein fundiertes Basiswissen sowie Anknüpfungspunkte für eigene Arbeit und erweitert den Wissenhorizont des bereits Forschenden.
Prof. Dr. Heinz Bäßler, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Chemie
Weitere Infos:
M. Schwoerer, H. C. Wolf: Organische Molekulare Festkörper
Wiley-VCH, Berlin 2005, XI + 400 S., broschiert,
ISBN 3-527-40539-9