Physikdidaktik. Eine Einführung in Theorie und Praxis

Physikdidaktik. Eine Einführung in Theorie und Praxis

Von E. Kircher, R. Girwidz u. P. Häußler.
Vieweg, Wiesbaden 2000. XII + 346 S., Broschur,DM 58,00.
ISBN 3-528-03100-X

"Eine Physikdidaktik muss den theoretischen Rahmen des Physiklehrens und -lernens bereitstellen.". Diesem selbst formulierten Anspruch wird das von Kircher et al. vorgelegte Buch zur Physikdidaktik in weiten Teilen gerecht. In acht Abschnitten werden Studierende, Lehrer(innen) und interessierte Leser zunächst in die Physikdidaktik eingeführt (Kapitel 0) und anschließend umfassend über die Begründungen des Physikunterrichtes informiert (Kapitel 1). In weiteren Kapiteln werden die Ziele (Kapitel 2), Methoden (Kapitel 4 und 5) und Medien (Kapitel 6) des Physikunterrichts und der Physik als Wissenschaft diskutiert. Ein Kapitel zur Elementarisierung und didaktischen Rekons truktion (Kapitel 3) sowie ein Abschnitt über die Messung des Lernerfolges (Kapitel 7) runden das Buch ab. Insbesondere die übersichtliche Darstellung mit Stichworten, Merksätzen und Verweisen sowie Grafiken am Seitenrand sind bemerkenswert. Sie erleichtern wesentlich das (Wieder-)Auffinden relevanter Passagen und verweisen prägnant auf die jeweiligen inhaltlichen Bezüge.

Die Abschnitte über die Methoden des Physikunterrichts sowie über Möglichkeiten der Leistungsmessung stellen alle derzeit gängigen physikdidaktischen Konzepte dar und binden diese häufig an konkrete Beispiele an. Unter anderem an Kapitel 6 wird jedoch deutlich, dass das Buch dabei vor allem schon diskutierte Inhalte (übersichtlich und kompakt) darstellt. Im Abschnitt über Wahrnehmung und Gedächtnis wird kein Bezug auf aktuell diskutierte Forschungen zur semantischen Abgeschlossenheit kognitiver Systeme und (daraus resultierender) konstruktivistischer Annahmen zum Lernen hergestellt. Auch im Bereich "Neue Medien und Multimedia" kommen aktuelle Bezüge und umfassende Hinweise zu physikalischer Software und Modellbildungssystemen zu kurz. Zudem ist das Buch sehr stark an Aspekten des Lehrens orientiert und wird damit nur eingeschränkt dem (eingangs gestellten) Anspruch zur Bereitstellung des theoretischen Rahmens für das Physiklehren und -lernen gerecht. Beschreibungen zum Lernen spezifischer fachlicher Inhalte spielen im gesamten Buch eine untergeordnete Rolle, dies fällt u.a. im Abschnitt über didaktische Rekonstruktion auf: Der in diesem Modell zentrale Aspekt der Erfassung der Lernerperspektive wird in der "Physikdidaktik" nicht thematisiert.

Insgesamt ist das vorgelegte Werk zwar eher konservativ und etwas einseitig auf das Physiklehren bezogen, aber gerade in dieser Hinsicht sehr empfehlenswert. Allgemeinpädagogische Bezüge sowie ein umfassendes Literaturverzeichnis bieten eine Fülle von Anregungen sowohl für die Erweiterung des eigenen Verständnisses von Physikdidaktik als auch für das Auffinden von Material und für die Gestaltung von Physikunterricht.
Dr. Claudia von Aufschnaiter, Institut für Didaktik der Physik, Universität Bremen

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