Professor Friedrich Houtermans - Arbeiten, Leben, Schicksal
Frenkel
Professor Friedrich Houtermans - Arbeiten, Leben, Schicksal
Von V. J. Frenkel,
Izd. PIJaF RAN, Verlag PIJaF der Russ. Akademie der Wissenschaften, St. Peterburg 1997, 199 S. (in russischer Sprache),
ISBN: 5-8673-110-9
Vorliegende Biographie ist die letzte Publikation des bekannten, Anfang 1997 verstorbenen Petersburger Physikhistorikers ViktorJ. Frenkel, und sie ist einer Person gewidmet, die zwar im Umkreis zum deutschen Uranprojekt immer wieder genannt wird, über die jedoch darüber hinaus bisher wenig bekannt war - dem in Sopot geborenen und in Wien aufgewachsenen Physiker Friedrich Houtermans (1903-1966). Houtermans ist gerade deshalb eine interessante Persönlichkeit, weil sein Leben und Wirken eng mit den Schicksalslinien dieses Jahrhunderts verknüpft ist. Hier einige Stationen in Stichworten: Studium in den 20er Jahren in Göttingen beiJ. Franck, Mitglied der KPD, Assistent bei G. Hertz in Berlin, Emigration (neben seiner politischen Einstellung war ein weiterer Grund dafür, daß er laut Nazi-Terminologie "Mischling 2. Grades" war) in die Sowjetunion und dort Arbeit am Physikalisch-Technischen Institut in Charkov, im Zuge der Stalinschen Terrormaßnahmen Verhaftung und 1940 Abschiebung ins faschistische Deutschland, bis Kriegsende (u.a. durch Vermittlung M. v. Laues) Arbeit im Ardenneschen Privatlaboratorium in Berlin (aber während des Krieges auch noch einmal ins besetzte Charkov geschickt), danach Professor in Göttingen und ab 1952 Lehrstuhlin haber in Bern (Schweiz). Houtermans arbeitete mit G. Gamov über die Quantenmechanik des radioaktiven Kerns (1928), mit M. Knoll über das Elektronenmikroskop (1932), über Neutronenabsorption in verschiedenen Elementen (u.a. mit I. V. Kurc ∨atov undA. I. Lejpunskij 1936), über die Auslösung von Kern-Kettenreaktionen (1941), später über Fragen der geologischen Altersbestimmung mit radioaktiven Methoden, um nur einige wichtige Forschungsbereiche zu nennen. 1941 lancierte Houtermans eine Nachricht über die Arbeit am deutschen Uranprojekt in die USA.
Der Schwerpunkt vorliegender Darstellung liegt naturgemäß auf Houtermans Zeit in der Sowjetunion, und hier fand der Autor interessante Materialien in russischen Archiven. Aber auch Materialien aus dem Fami lien nachlaß und anderen Archiven wurden erschlossen. Auf dieser Grundlage konnten wesentliche Lebensetappen von Houtermans dokumentiert und manche Zusammenhänge ermittelt werden. Leider fehlen bei zahlreichen Zitaten detailliertere Quellenangaben - vermutlich eine Folge dessen, daß der Autor das Manuskript nicht mehr selbst druckreif überarbeiten konnte. Gleichwohl sind die mitgeteilten Fakten und Zusammenhänge sehr wertvoll (nichtsdestoweniger muß manche Frage weiterhin offen bleiben) und bilden eine wichtige Grundlage für jede weitergehende Beschäftigung mit Houtermans und seinem Umfeld sowie mit der Situation deutscher Emigranten in der Sowjetunion in den dreißiger Jahren.
Dr. Horst Kant, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
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