18.09.2003

Quantenphysik im Überblick

Weberruß

Quantenphysik im Überblick

Von V.A. Weberruß.
Oldenbourg Verlag, München 1998. XXVI + 544 S., 165 Abb., Broschur,
ISBN 3-486-24418-3

Ein Buch, das einen kompetenten und umfassenden Überblick über die Quantenphysik gäbe, wäre trotz der zahlreichen Bücher über die Quantenmechanik sehr wünschenswert und würde sicher eine Lücke füllen. Leider muß man sagen, daß das vorliegende Werk einem solchen Anspruch in keiner Weise gerecht wird.

Am ärgerlichsten sind die zahlreichen unkorrekten oder irreführenden Darstellungen erklärungsbedürftiger Zusammenhänge in diesem Buch. Drei Beispiele seien hier stellvertretend genannt: In Fußnote 29 auf Seite 235 wird von nicht-gebundenen Zuständen des harmonischen Oszillators gesprochen. In Tabelle 8.1 auf Seite 432 sind ein Anti-Eta- und ein Anti-Phi-Meson aufgeführt. Auf Seite 26 wird die Menge der hermiteschen Matrizen ohne Angabe einer Operation und eingebettet in Diskussion von Gruppen bzgl. der Multiplikation als Gruppe bezeichnet.
Hingegen werden in diesem Buch viele einfache Sachverhalte in eine kaum verständliche Sprache gepackt. Auch hier seien zwei repräsentative Beispiele angeführt: "Selbstkonsistenz umschreibt dabei begrifflich den Sachverhalt, daß das Systemverhalten durch eine geschlossene Kette von physikalischen Aussagen beschrieben werden kann." (S. 132) und: "Nur retardierte Greensche Funktionen sind kompatibel mit dem Kausalitätsprinzip, dessen wesentliche Aussage darin besteht, daß ,an einem Raum-Zeit-Punkt beobachtbare Ereignisse entweder auf am gleichen Ort früher oder zur betrachteten Zeit stattfindende ursächliche Ereignisse zurückführbar sind, oder auf an anderen Orten stattfindende ursächliche Ereignisse, deren Auswirkungen am betrachteten Ort zur betrachteten Zeit beobachtbar sind¿." (S. 83). Die Bedeutung der Anführungsstriche bleibt hierbei im Ungewissen; falls es sich um ein Zitat handeln sollte, verschweigt der Autor dessen Ursprung.

Gemessen an dem durch den Titel vorgegebenen Anspruch sind die gravierendsten Schwächen dieses Buches weniger im Inhalt als in den nicht behandelten Themen zu suchen. Streutheorie kommt in diesem Buch überhaupt nicht vor. Der Tunneleffekt ist in nur in einem Halbsatz erwähnt. Und was soll man davon halten, daß den Yang-Mills-Feldern ein eigenes Kapitel gewidmet ist, aber nichts über die Quantisierung von Eich theorien gesagt wird?

Im Klappentext dieses Buches steht, es ermögliche Studenten "einen schnellen Einstieg in die vielfältigen Arbeitsmethoden der theoretischen Quantenphysik". Dies halte ich aus obengenannten Gründen für unzutreffend.

Dr. Reinhard Alkofer, Institut für Theoretische Physik, Universität Tübingen

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