Quantentheorie
Kiefer, C.
Von C. Kiefer. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt a. M. 2002. 128 Seiten, 42 Abb., ISBN 3-596-15356-5
Dieses Taschenbuch ist Teil einer Reihe, die sich aktuellen Themen und "Dauerbrennern" aus einem breiten Wissenschafts spektrum widmet. Im Stil der Reihe gliedert sich das Buch in vier klare Abschnitte, mit denen der Leser zunächst einen Überblick gewinnen kann, bevor er das Verständnis anschließend vertieft. Ein gut sortiertes Literaturverzeichnis bietet die Möglichkeit, das Thema auf unterschiedlichem Niveau weiter zu verfolgen - auch per Internet.
Das kurze "Vorwort" vermittelt nur schwach, wie die Bücher der Reihe gelesen werden sollen - aber nicht, an wen sich dieses Buch richtet. Der Leser findet ein tatsächlich kompetent und extrem bündig dargestelltes Wissen. Jedoch darf man von einem "übersichtlichen" Kompendium erwarten, dass der Text besser gegliedert, das Wichtigs te hervorgehoben und konsequent weiter verwiesen wird. Deutlich sichtbar sind einzig die Verweise auf den "Mathematischen Formalismus". Sie vermitteln dem Leser nach und nach den Eindruck: "Wenn du dich nicht bald eingehend mit der Mathematik dahinter beschäftigst, wirst du am Ende nichts verstanden haben!" Dies scheint jedoch der Intention des Buches zu widersprechen, nämlich Grundkenntnisse der Quantentheorie zu vermitteln. Dabei gelingt es dem Autor schon, die Grundzüge der Quantenmechanik zu erläutern, auch wenn er dabei - wohl vom Verlag - etwas gehetzt wirkt. Von Absatz zu Absatz muss man bisweilen beachtliche Gedankensprünge verkraften. Genug Platz ist dagegen vorhanden, um neben der natürlich ausführlicher behandelten Schrödinger-Funktion auch Heisenbergs Matrizenmechanik und Feynmans Pfadintegrale zu erwähnen, ohne dass sie später benötigt würden.
Einen gewissen Versatz bemerkt man auch bei den Abbildungen. Der Text, auf den sie sich beziehen, steht mindestens eine Seite vorher. Wer die Abbildungen nicht schon im Studium oder der Schule intensiv bearbeitet hat, spielt "Flip-Flop".
Als Physik-Lehrer habe ich mich gefreut, auf engem Raum eine Übersicht über die Quantenmechanik mit guten Erläuterungen zu aktuellen Teilproblemen zu erhalten, wie den superponierten Fullerenen, Quantencomputern und der Quantenkryptographie. Anregungen, wie ich meinen Schülern den formalen Teil der Quantentheorie nahe bringen kann, bekomme ich dagegen nicht. Ein Oberstufenschüler oder Studienanfänger hätte wahrscheinlich große Schwierigkeiten, dem Autor zu folgen. Die Probleme erscheinen interessant, aber die Formeln fallen vom Himmel. Fortgeschrittene Studierende oder Physiker würden vermutlich eher die Fachartikel zu den aktuellen Problemen verfolgen wollen.
Fazit: Ein noch radikalerer Verzicht auf Formeln zu Gunsten weiterer und weniger sprunghafter Erläuterungen hätte möglicherweise einer wenig vorbelasteten Leserschaft geholfen, ein schwieriges Gebiet der Physik interessant zu finden. So bleibt die Frage nach den Adressaten offen.
Thiemo Sieger, Gymnasium der Stadt Rahden
1) Die Webseite (www.fischer-kompakt.de/quantentheorie) zum Buch bietet hier eine Fülle von lohnenden Hinweisen auf Forschungsgruppen und interessante Experimente.