20.10.2005

Quo Vadis Quantum Mechanics?

Elitzur, Dolev, Kolenda (Hrsg.)

Der Titel dieses spannenden Buches ist ein wenig zu bescheiden, denn natürlich werden auch viele der Fragen angeschnitten, in denen die Quantentheorie bereits weit über die Quantenmechanik hinausgelangt ist. Die namhaften Autoren stellen einen repräsentativen Querschnitt der Physiker dar, die sich mit experimentellen, theoretischen und philosophischen Grundlagen der Quantentheorie befassen, leider kann nur eine Auswahl von ihnen hier vorgestellt werden.

Das Spektrum der Artikel deckt die Breite der Meinungen zu dieser zentralen Theorie der modernen Physik ab. Sie reichen von H.-P. Dürr, der ein Plädoyer dafür hält, die Quantentheorie als eine Befreiung aus den Denkzwängen der klassischen Physik zu sehen, über C. Bruckner und A. Zeilinger, die aus ihrer experimentellen Erfahrung interessante informationstheoretische Aspekte der Quantenphysik vorstellen, bis zu F.-A. Popp, der in seinem spannenden Artikel auf die bislang wohl stark unterschätzte Bedeutung quantenphysikalischer Prozesse für ein Verstehen des Lebens verweist und zu H.Stapp, der das Unzureichende des Versuches bedenkt, den Menschen im Denkrahmen der klassischen Physik verstehen zu wollen.

Zu einer gewissen Verblüffung des Rezensenten ist aber die Mehrheit der Beiträge von Versuchen geprägt, auch in der Quantentheorie wieder an die "Fleischtöpfe" der klassischen Physik zurückkehren zu wollen. L. Smolin schlägt in Anlehnung an Nelson eine Theorie verborgener Variabler vor, G. ¿t Hooft sucht ebenfalls einen Determinismus hinter der Quantenmechanik und A. J. Leggett philosophiert über ihre Grenzen. Der längste Beitrag des Bandes stammt von D. und A. Aerts und schlägt auch eine "realistische" Interpretation vor, der von J. Butterfield eine solche, die auf die Pilotwellen hinausläuft, und B. J. Hiley bearbeitet den Bohmschen Zugang. Ihm ist uneingeschränkt beizupflichten, wenn er bemerkt, dass zwischen den verschiedenen Interpretationen keine experimentelle Unterscheidung herbeigeführt werden kann. Dieser seit langem bekannte Sachverhalt ¿ nur verschiedene Theorien und nicht verschiedene Interpretationen sind unterscheidbar - wird sonst leider oft vergessen. Drei Diskussionsrunden lassen z.T. die - notwendig über die Physik hinausgehenden - Gründe der verschiedenen Teilnehmer erahnen, weshalb sie welche Interpretation bevorzugen. Insgesamt ein sehr anregendes und gut zu lesendes Buch.


Prof. Dr. Thomas Görnitz, Institut für Didaktik der Physik, J. W. Goethe-Universität Frankfurt/Main

Weitere Infos:
A. Elitzur, S. Dolev, N. Kolenda (Hrsg.): Quo Vadis Quantum Mechanics?
Springer, Berlin 2005, XIV + 420 S., Geb. 53,45 E
ISBN 3-540-22188-3

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