23.04.2009

Secrets of the Hoary Deep

Giacconi, R.

Hinter dem poetisch-geheimnisvollen Titel des Buches verbirgt sich nichts anderes als der Röntgenhimmel. Riccardo Giacconi ist der bedeutendste und erfolgreichste Pionier seiner Erschließung, und dafür wurde er 2002 mit dem Nobelpreis für Physik belohnt.
Drei Paukenschläge waren es, mit denen Giacconi und seine Gruppe den Anfang machte: Die Entdeckung der ersten kosmischen Röntgenquelle mit einem Raketenexperiment (1962), der erste Röntgensatellit Uhuru (1971) und das Einstein-Observatorium mit dem ersten abbildenden Röntgenteleskop auf einem Satelliten (1979), gebaut nach einem Prinzip, das Hans Wolter 1951 in Kiel für die Mikroskopie erfunden hat. Es ist die Geschichte dieser drei Projekte, von den ersten Überlegungen bis hin zu den erregten Debatten über die Ergebnisse der frühen Beobachtungen, die das Kernstück dieses Buches bildet. Dabei wird die Faszination lebendig, die mit der Entdeckung von Neutronensternen und Schwarzen Löchern in Doppelsternsystemen ver-bunden war oder mit der Erkenntnis, dass das heiße Plasma in Galaxienhaufen erheblich mehr Masse besitzt als alle dort versammelten Galaxien zusammen. Die von ihm 1962 entdeckte, zunächst rätselhafte Röntgen-Hintergrundstrahlung hat Giacconi bis heute beschäftigt, und er war wesentlich an ihrer schrittweisen Auflösung in die Emission ferner supermassiver Schwarzer Löcher beteiligt - erst mit dem Einstein-Observatorium, dann mit ROSAT und schließlich in jüngster Zeit mit Chandra und XMM-Newton.
Als sich Anfang der Achtzigerjahre abzeichnete, dass sich der nächste Schritt, das Projekt eines neuen großen Röntgenteleskops (LOXT) um viele Jahre verzögern würde, nahm Giacconi das Angebot an, Direktor des Hubble Space Institutes zu werden, wo er seine großen Erfahrungen in die Vorbereitung des Missionsbetriebes und der wissenschaftlichen Datenverarbeitung einbrachte. Eine besondere Herausforderung war die Reparatur des fehlsichtigen Spiegelsystems im Orbit. Für die Europäische Südsternwarte ESO war es ein Glücksfall, dass Giacconi von 1993 bis 1999 ihr Generaldirektor wurde, wo er die Fertigstellung des Very Large Telescope leitete und half, die ESO an dem großen Projekt ALMA der Submillimeterastronomie zu beteiligen.
Das Buch ist lesenswert, auch wegen der Kritik an den Institutionen, sei es nun NASA, Harvard oder die ESO. Es wird die außerordentliche Durchsetzungskraft Giacconis sichtbar, die ein NASA-Manager sehr treffend so beschrieben hat: „Riccardo’s approach to a meeting is to first roll a hand grenade through the door and after he has gotten your attention he gets down to the subject matter.” Allen, die sich für Hochenergie-Astrophysik und Forschung mit Satelliten und Teleskopen interessieren, kann ich dieses authentische Buch sehr empfehlen.
Prof. Dr. Joachim Trümper, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching

R. Giacconi: Secrets of the Hoary Deep
Johns Hopkins University Press, Baltimore 2008,
432 S., geb., ISBN 9780801888090

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