The Optics Encyclopedia
Brown (Hrsg.)
The Optics Encyclopedia
Die fünfbändige Optics Encyclopedia beeindruckt zunächst einmal mit ihrer Quantität: Etwa 140 renommierte Autoren informieren in 94 Einzelbeiträgen auf insgesamt 3500 Seiten über alle wesentlichen Gebiete der Optik. Die Themen reichen von den Grundlagen der geometrischen und Wellenoptik über optische Instrumente, den Laser und seine vielfältigen Anwendungen, optische Informationsübertragung und Datenspeicherung und Sensorik bis hin zu aktuellen Gebieten der Grundlagenforschung wie Laserkühlung und Bose-Einstein-Kondensation. Damit gibt das Werk eine umfassende Übersicht über viele Facetten moderner Optik.
Schnell verschafft man sich einen Überblick über ein Thema, einen intensiveren Einstieg erleichtern zusätzliche Literaturhinweise auf Lehrbücher und Originalliteratur. Generell macht die Enzyklopädie einen sehr soliden Eindruck. Sie stellt für hauptberuflich mit der Optik und optischen Technologien Beschäftigte ein sehr empfehlenswertes Nachschlagewerk dar, das sich mit dem Konkurrenzwerk 'Handbook of Optics' messen kann und wegen vielfach aktuellerer Referenzen auf einigen Schreibtischen sicher den Vorzug bekommen wird.
Natürlich gibt es bei der Erstauflage einer umfassenden Buchreihe immer verbesserungswürdige Aspekte. Die im Folgenden genannten Kritikpunkte schmälern den Wert des Werks jedoch nicht wesentlich.
So gibt es einen Index nur am Ende des letzten Bandes. Es wäre sicher sinnvoll, in diesem am häufigsten genutzten Band auch ein Inhaltsverzeichnis aller Kapitelüberschriften anzufügen, das nur im ersten Band zu finden ist. Ob ein Glossar mit lexikalischem Charakter am Ende jedes Einzelkapitels sinnvoll ist, ist Geschmackssache. Für eine schnelle Suche nach Definitionen eignet sich dies nicht, zumal im Index auf viele der darin aufgeführten Begriffe nicht direkt verwiesen wird. Für eine lexikalische Nutzung wäre entweder ein einziges Glossar am Ende des letzten Bands sinnvoll oder man sollte im Index gesondert auf Glossardefinitionen hinweisen. Ebenso wäre eine schnellere Suche möglich, wenn im Index nicht nur auf Seitenzahlen, sondern auch auf die Nummer des Teilbands verwiesen würde.
Inhaltlich unterscheidet sich das Niveau einzelner Kapitel deutlich voneinander. Während einzelne Themen leicht lesbar im Lehrbuchstil abgehandelt werden, wie das über 'Optical Coatings', haben andere mehr Review-Charakter ('Interferometry') mit vielen weiterführenden Referenzen. Einige kurze Beiträge sind meines Erachtens überflüssig oder könnten in andere Teilkapitel übernommen werden. Das gilt beispielsweise für die Kapitel 'Geometrical Optics und Optical Aberations', die in das Kapitel 'Linear Optics' gehören. Andere Themen wie 'Photometry' oder die für Anwendungen wichtige theoretische Beschreibung der Ausbreitung von Laserstrahlung durch Linsen kommen etwas knapp weg.
Bei der Fülle von Kapiteln einzelne herauszuheben fällt schwer. Mir persönlich haben mehrere Themen besonders zugesagt, zum Beispiel die in vielen Optikbüchern meist zu knapp behandelte Ellipsometrie, der trotz älterer Quellenangaben sehr gut strukturierte Überblick über 'Atmospheric Optics', die knappe Übersicht über 'Ultrashort pulse phenomena' sowie das Kapitel 'Lasercooling and Trapping of Neutral Atoms' zu den faszinierenden Experimenten mit einzelnen Atomen sowie der Bose-Einstein-Kondensation. Gut gelungen ist ferner die Auswahl von Anwendungen wie Lasermaterialbearbeitung, Lasernutzung in der Medizin oder optische Datenspeicherung.
Die Anschaffung der Optics Encyclopedia lohnt auf jeden Fall. Sie kann lexikalisch als schnelle Informationsquelle, enzyklopädisch als Übersichtsdarstellung oder als Einstiegshilfe in Originalliteratur genutzt werden.
Zielgruppen der Enzyklopädie sind Wissenschaftler, Ingenieure, Lehrer sowie Studenten und Doktoranden. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass Lehrer und Studenten vom Niveau vieler Erklärungen her überhaupt erreichbar sind. Der Preis schließt diese Gruppe ohnehin weitgehend vom Kauf aus. Für Wissenschaftler stellt das Werk jedoch ein exzellentes Nachschlagewerk dar, das hoffentlich den Weg auf viele Schreibtische und in viele Bibliotheken finden wird.
Prof. Dr. Michael Vollmer, FH Brandenburg
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