18.09.2003

The Quantum Mechanics Solver. How to Apply Quantum Theory to Modern Physics

Basdevant, Dalibard

The Quantum Mechanics Solver. How to Apply Quantum Theory to Modern Physics

Von J.-L. Basdevant u. J. Dalibard.
Springer, Heidelberg 2000. XII + 240 S., 56 Abb., 3 Tab., Hardcover,DM 79,-.
ISBN 3-540-63409-6

"Wo nehmen wir dieses Semester die Klausuraufgaben her? Die alte Klausur können wir nicht noch einmal aufwärmen, die ist in der Fachschaft schon längst bekannt." So manche/r Hochschullehrer/in stand schon vor dieser Frage und machte sich, um der eigenen Selbstachtung willen, daran, geeignete Aufgaben zu (er)finden. Vielleicht kann man dazu das von Jean-Louis Basdevant und Jean Dalibard vorgelegte Buch zur Hand nehmen. Sie haben die "problèmes" der Quantenmechanik-Klausuren der letzten Jahre an der Ecole Polytechnique (Palaiseau südlich von Paris) und der Ecole Normale Supérieure (ENS, Paris) ins Englische übersetzt, ausführliche Musterlösungen erstellt (wie es jenseits des Rheins üblich ist) und mit Zitaten aus der aktuellen Literatur versehen. Autoren- und Sachindex runden das Buch ab.

Der/die deutsche Leser/in ist etwas überrascht, eine Aufgabensammlung vor sich zu haben, wie sie zum letzten Mal etwa in der Schule benutzt wurde. Die nächste Überraschung betrifft die Aufgabenstellung: Jede Klausur wird mit einem einzigen Thema bestritten, durch das der/die Kandidat/in in kleinschrittigen Teilaufgaben geführt wird. Unter seinem/ihrem Bleistift verwandeln sich die "abstrakten" Kenntnisse aus der Quantenmechanik-Vorlesung (Kastenpotential, harmonischer Oszillator...) in Handwerkszeug. Die Spannung steigt: Am Schluss wartet eine "Einsicht" in ein bisher unbekanntes Problem. Nicht anders als bei uns, haben die französischen Kollegen ihren Stolz und wollen mit der Art der Aufgabenstellung die hohen Ansprüche belegen, die an die Kandidat(inn)en, zumal der Eliteschmieden der "Grandes Ecoles", gestellt werden. So sind die Themen aktuellen Forschungsgebieten (die Schrödingerkatze, Laserkühlung, ...) entnommen, um sicher zu stellen, dass jedes Jahr eine wirklich neue Klausur geschrieben wird (Prinzip der strikten "méritocratie").

Stellt sich noch die Frage, für wen das Buch geschrieben ist. Es ist nicht sicher, dass dieser Exot auf dem deutschen Markt von Studierenden wahrgenommen wird. Dabei wäre es gerade ihnen nach dem Vordiplom unbedingt zu empfehlen, um einen Einblick in aktuelle Forschungsgebiete zu gewinnen. Dazu hätte man vielleicht noch systematischer Übersichtsartikel zitieren können. Hochschullehrer/innen werden sich durch das Buch zu neuen Aufgaben und Vordiploms-Fragen inspirieren lassen; möglicherweise werden sie sich scheuen, es schon zu Beginn der Quantenmechanik-Vorlesung anzupreisen.
Dr. Carsten Henkel, Institut für Physik, Universität Potsdam

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