24.06.2003

Was die Welt zusammenhält

Müller-Krumbhaar u. Wagner


Hrsg. von H. Müller-Krumbhaar u. H.-F. Wagner. Wiley-VCH, Weinheim 2001. 144 S., Hardcover,  ISBN 3-527-40329-9


Wunderbare, manchmal phantastische, fast immer aber informative und mit guter Legende versehene Bilder, reiz- und geheimnisvolle Themen, ein schönes Layout und ein sorgfältiger Druck sind das Erste, was einem ins Auge fällt. Wer sich das Vergnügen machen will, in kurzen, sehr informativen und ausgezeichnet illustrierten Texten zu er fahren, wie faszinierend physikalische Forschung ist, und wie reich die Ergebnisse in der jüngsten Vergangenheit sind, der wird mit diesem Buch sehr gut belohnt.

Über die Sonne, ihre ordentlichen und ihre außerordentlichen Wechselwirkungen mit der Erde, über die Planeten und Kometen, über die Milchstraße und vor allem über die Entstehung, das Leben und den Tod der Sterne erfährt der Leser im Kapitel "Jenseits der Milchstraße" von Thomas Bührke nicht nur neueste Forschungsergebnisse, sondern auch sehr informative Hinweise auf die experimentellen Methoden der terrestrischen und der extraterrestrischen Astronomie.

Woraus die Welt besteht, von den Teilchen, von den Elementarteilchen und von deren Symmetrien berichten Astrid Dähn, Frank Grotelüschen und Wolfgang Richter im Kapitel "Reise zum Urknall". Teilchenbeschleuniger und Detektoren, Apparaturen höchster Präzision und Empfindlichkeit werden so anschaulich dargestellt, dass der Leser nicht nur erfährt, warum zur Erforschung der kleinsten Bausteine der Welt die größten Maschinen notwendig sind, sondern auch, dass mit ihnen auch neue und früher unbekannte diagnostische und therapeutische Methoden in der Medizin entwi ckelt werden. Und so nebenbei erfährt der Leser aus den Bildern, dass auch zu dieser höchstentwickelten Grundlagenforschung Menschen, viele Menschen aus vielen Nationen, in friedlicher Zusammenarbeit unersetzlich sind.

Brigitte Röthlein berichtet im Kapitel "Gebändigtes Licht" wie Licht und elektromagnetische Strahlung entsteht, wie sie verschwindet und wie sie als Werkzeug in unserem täglichen Leben unverzichtbar geworden ist. Das gilt nicht nur für das sichtbare Licht, sondern in gleichem Maße für die Radiowellen, für die Infrarotstrahlung, für die Röntgen- und für die Gammastrahlung. Ohne Licht und elektromagnetische Strahlung würden wir im weitesten Sinne fast nichts erkennen und mitteilen können. Sichtbares und ultraviolettes Licht und Röntgenstrahlung, nicht Pinzetten, Rasierklingen und Lötkolben sind die Werkzeuge zur Herstellung unserer Mikroelektronik, auf die wir nicht mehr verzichten wollen und können. Auch in diesem Kapitel wird die Faszination sichtbar, mit der Menschen die Grundlagen der Natur erforschen, dabei seit Jahrhunderten und bis heute Neues entdecken und damit manchmal völlig unvorhergesehene und unumkehrbare Entwicklungen unserer Kultur und unserer Technik ausstoßen.

Mathias Schulenberg behandelt im Kapitel "Stein der Weisen" die reichhaltige und für das bloße Auge immer rätselhafte Physik der festen Körper. Der Leser erfährt, warum Kristalle so vielfältige Formen und Farben besitzen, wie die Bausteine der festen Materie, die Atome, die Moleküle und die Elektronen sich bewegen und warum feste Körper Metalle oder Supraleiter, Halbleiter oder Mag nete sein können, oder warum Flüssigkeiten Flüssigkristalle bilden - Eigenschaften, deren Anwendung in der Technik und der Medizin uns fast auf "Schritt und Tritt" begegnen. Auch hier: hervorragende Bilder!

Dass auch in der Physik - nicht nur in der Physik der Elementarteilchen, sondern auch in der Makrowelt - unsere "gewohnten Vorstellungen" von Kausalität und Determinismus "unscharf" werden, behandelt Anne Hardy im abschließenden Kapitel "Entdeckung des Zufalls". Max Planck hat dazu vor 101 Jahren den Grundstein gelegt, und die großen Leistungen der Quantentheorie sind in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Europa vollbracht worden. Anne Hardy versteht es - auch mithilfe von Karikaturen und Bildern aus der Kunst -, in diese schwierige Materie einzuführen und beendet das Buch mit einem Abschnitt über die "Quantenkryptographie", einem Kapitel an der vordersten Front der physikalischen Wissenschaft.

Ich kann das sehr gelungene und preiswerte Buch jedem Physiker für sich selbst und als Geschenk für seine Freunde wärmstens empfehlen. Für unsere Jugend könnte es ein Ansporn sein, ihr Studium unserer Wissenschaft zu widmen. Den Autoren und den Initiatoren, Heiner Müller-Krumbhaar und Hermann-Friedrich Wagner, gebührt ebenso große Hochachtung wie den Redakteuren und Gestaltern, Manfred Schmidt, Wolfgang Richter, Marcus Neitzert, Claudia Oly und Dietmar Putscher.

Prof. Dr. Markus Schwoerer, Institut für Experimentalphysik II, Universität Bayreuth


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