Wilhelm Conrad Röntgen
Fölsing
Wilhelm Conrad Röntgen
Von A. Fölsing.
Hanser, München 1995. 384 S., Hardback,
ISBN 3-446-18053
W. C. Röntgen (1845 - 1923) ist einer der wenigen Physiker, dessen Name auch breitesten Bevölkerungskreisen geläufig ist. Um so erfreulicher, daß anläßlich seines 150. Geburtstages sowie des 100. Jahrestages der Entdeckung der von ihm X-Strahlen genannnten Erscheinung eine gut recherchierte und dokumentierte, dabei dennoch locker und flüssig geschriebene Biographie vorgelegt wird, die sowohl für den Fachmann als auch für den Laien von Interesse sein dürfte. Sie ist zugleich ein Beleg dafür, daß auch einem Buch, das einem breiteren Leserkreis zugedacht ist, ein vernünftiger wissenschaftlicher Apparat beigegeben werden kann, der die "Lesbarkeit" für den Laien nicht beeinträchtigt und dem Fachmann die notwendigen "Zusatzinformationen" vermittelt.
Natürlich kommt auch dieses Buch nicht an den "klassischen" Publikationen von Otto Glasser und Ludwig Zehnder aus den dreißiger Jahren vorbei, die - da Röntgen selbst einen großen Teil seiner Aufzeichnungen und persönlichen Dokumente vernichtet hatte - Basis jeder biographischen Arbeit über ihn sind. Doch Fölsing kann interessante Details hinzufügen und enthält sich vor allem einer hagiographischen Darstellung.
Röntgen war einer der bedeutendsten deutschen Experimentalphysiker des ausgehenden 19. Jahrhunderts, dessen pedantisch-exakte Arbeitsweise ihn wohl für die Entdeckung der X-Strahlen geradezu prädestinierte - und über deren Bedeutung für Physik, Medizin und Technik gibt es keinen Zweifel. Aber der Autor macht auch deutlich, daß infolge der sensationellen sofortigen Anwendung der Röntgen-Strahlen (vor allem in der Medizin) - und der erste Nobelpreis für diese Entdeckung trug ein übriges dazu bei - ein gewisser Mythos um die Person Röntgens aufgebaut wurde, der sie wohl doch etwas überhöhte und vielleicht auch überforderte - Röntgens sprichwörtliche zurückhaltende Bescheidenheit dürfte eher als Reaktion darauf zu deuten sein. Wenige geringfügige Ungenauigkeiten beeinträchtigen den Wert des Buches nicht. Streiten kann man natürlich über einzelne Bewertungen des Persönlichkeitsbildes.
H. Kant, Berlin
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