29.03.2012

ATV-3 erreicht die ISS

„Edoardo Amaldi“, das dritte automatische Transfervehikel der ESA, hat heute Nacht am russischen ISS-Modul Swesda angedockt.

Bei dem reibungslosen Manöver wurde die Andocksonde des ATV-3 um 00.31 Uhr vom Führungstrichter des Swesda-Moduls eingefangen. Die Andocksonde wird nun eingezogen, wonach die Andockhaken zwischen den beiden Raumfahrzeugen greifen werden. Anschließend werden die elektrischen und die Datenverbindungen hergestellt. Das nach dem italienischen Physiker benannte Frachtschiff „Edoardo Amaldi“ war am 23. März plangemäß an der Spitze einer Ariane-5-Rakete gestartet.

Abb.: Die europäischen Frachtschiffe werden vom Kontrollzentrum der CNES in Toulouse aus gesteuert und überwacht. (Bild: ESA)

Das zwar vom Boden aus kontinuierlich überwachte, aber ansonsten im Autopilot fliegende 20 Tonnen schwere Raumfahrzeug hat an den 450-Tonner ISS mit einer Präzision von sechs Zentimetern angedockt und das, obwohl beide die Erde mit einer Geschwindigkeit von mehr als 28.000 km/h umkreisen. „Man sollte nicht den Eindruck bekommen, dass es sich bei diesem sanften und reibungslosen Andockverfahren zwischen zwei Raumfahrzeugen dieser Größenordnung um eine leichte Routineaufgabe handelt“, erklärte Thomas Reiter, ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb.

Das Andocken bildete den Abschluss einer schrittweisen Annäherung des Versorgungsfahrzeugs an den orbitalen Außenposten. Das ATV führte seine kritischen Manöver eigenständig durch, wobei es von einem unabhängigen Bordkontrollsystem überwacht wurde, das die Sicherheit der Raumstation und seiner Besatzung garantiert. Die Bodenkontrollteams im ATV-Kontrollzentrum in Toulouse sowie der ESA-Astronaut André Kuipers und seine fünf Mannschaftskollegen auf der ISS haben den Anflug des ATV ebenfalls beobachtet, falls der Annäherungsvorgang vorübergehend gestoppt oder abgebrochen werden müsste.

Abb.: Das Andocken dauert etwa dreieinhalb Stunden und wird auf den letzten 250 Metern vor der Kopplung von vier optischen Sensoren ausgeführt. Diese zielen mit Laserimpulsen auf Reflektoren am Swesda-Modul, um Abstand, relative Lage und Geschwindigkeit der Annäherung zu messen. ATV-3 stoppte zunächst rund 40 Kilometer hinter der ISS und näherte sich dann peu à peu an die Raumstation an. (Bild: ESA)

Wie seine Vorgänger erfüllt auch das ATV-3 verschiedenartige Aufgaben: Als Weltraumantrieb ist es mit 3150 Kilogramm Treibstoff beladen, um dem durch die Reibung der Atmosphäre bedingten natürlichen Absinken der Raumstation entgegenzuwirken und sie wieder auf eine höhere Bahn zu heben oder Manöver zum Ausweichen vor potenziell gefährlichen Weltraumtrümmern durchzuführen. Bei der Annäherung anderer Raumfahrzeuge übernimmt das ATV auch Lageregelungsfunktionen. Als orbitaler Tanker führt das ATV-3 weitere 860 kg Treibstoff, 100 kg Sauerstoff und Luft sowie 280 kg Trinkwasser mit sich, die in die verschiedenen Tanks der ISS gepumpt werden. Darüber hinaus hat es als Weltraumfrachter 2200 kg Trockenfracht an Bord, darunter wissenschaftliches Gerät, Ersatzteile, Nahrung und Kleidung für die Astronauten.

Während der fünf Monate, die das ATV an die Raumstation angedockt sein wird, bietet es mit seinem Volumen von 45 Quadratmetern der Mannschaft vorübergehend einen zusätzlichen Aufenthaltsraum. Bereits bei vorangegangenen Missionen lobten die Astronauten das ATV als das ruhigste aller Raumstationsmodule nutzten es als Arbeitsplatz. Am Ende seiner Mission, das zurzeit für den 27. August geplant ist, koppelt das mit Müll beladene ATV wieder von der ISS ab undsteuert  am darauffolgenden Tag in Richtung Erde, um beim Wiedereintritt in die Atmosphäre über dem Südpazifik gefahrlos zu verglühen.

ESA / DLR / OD

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