28.08.2008

Auch Einser-Abiturienten verzichten auf ein Studium

Wegen finanzieller Hürden verzichten in Deutschland immer mehr Abiturienten selbst mit Spitzennoten auf ein Studium.

Auch Einser-Abiturienten verzichten auf ein Studium

Papenburg (dpa) - Wegen finanzieller Hürden verzichten in Deutschland immer mehr Abiturienten selbst mit Spitzennoten auf ein Studium. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede je nach sozialer Herkunft der jungen Menschen - selbst in der Gruppe der Einser-Abiturienten. Das berichtete der Geschäftsführer des Deutschen Studentenwerkes (DSW), Achim Meyer auf der Heyde, am Donnerstag auf einer Konferenz der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Papenburg mit Hinweis auf neuere Untersuchungen.

Während danach für 81 Prozent der Einser-Abiturienten aus Akademikerfamilien die Studienaufnahme als absolut sicher gilt, sind es bei der gleich leistungsstarken Gruppe aus Nicht- Akademikerfamilien nur 68 Prozent. Befragt wurden bundesweit Abiturienten mit einem Notenschnitt zwischen 1,0 und 2,0 des Abschlussjahrganges 2006 durch das Hochschul-Informationssystem.

Auch insgesamt ist die Studienneigung unter jungen Menschen mit Abitur und Fachhochschulreife gesunken. So verneinten insgesamt 32 Prozent des Abschlussjahrgangs 2006 eine Studienabsicht. 2002 waren dies 27 Prozent. Mehr als jeder vierte derjenigen, die nicht studieren wollen, führt dafür materielle Gründe wie unzureichender Unterhalt, Angst vor Studiengebühren und Verschuldung an. Besonders auffällig sei dabei der Studienverzicht von jungen Frauen aus einkommensschwächeren Elternhäusern, sagte Meyer auf der Heyde.

Nach Abschaffung der Studiengebühren in Hessen werden derzeit in sechs unionsgeführten Bundesländern Gebühren verlangt. 26 Prozent der Studienverzichtler gaben an, dass diese Gebühren ihre finanziellen Möglichkeiten überschreiten. Fast jeder zweite Abiturient aus einer Akademikerfamilie, der Gebühren zahlt, bekommt die Mittel dafür ausschließlich von seinen Eltern. Kinder aus Nicht-Akademikerfamilien finanzieren dagegen die Gebühren weitaus häufiger selbst, vor allem durch Jobben, aber auch mit Hilfe von Darlehen.

Umstritten ist die Frage, ob es seit Einführung der Gebühren zwischen den Bundesländern eine Art Studentenflucht an gebührenfreie Hochschulen gegeben hat. Dabei ist der Anteil der Studenten, die während ihrer Ausbildung die Hochschule wechselten, in den vergangenen Jahren mit 15 Prozent konstant geblieben. Unter diesen Wechslern hätten sich stets häufiger Kinder aus einkommensstärkeren Familien gefunden, sagte Meyer auf der Heyde. Studenten aus ärmeren Familien lebten dagegen weitaus häufiger noch bei den Eltern und seien auf eine möglichst wohnortnahe Hochschule angewiesen.

Eine jüngste Berechnung des Statistischen Bundesamtes hatte gezeigt, dass es 2007 im Vergleich zu 2003 zwar 17 Prozent mehr junge Menschen mit Abitur oder Fachhochschulreife gab. Im gleichen Zeitraum sank aber die Zahl der Studienanfänger um 5 Prozent.

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