03.06.2016

Ausgezeichnete Gravitationswellenforscher

Karsten Danzmann, Bruce Allen und Alessandra Buonanno erhalten den diesjährigen Niedersächsischen Staatspreis.

„Wenn die nächste Ausbaustufe ans Netz geht, müsste es schon mit dem Deubel zugehen, wenn wir da nichts detektieren würden“, sagte Karsten Danzmann im Sommer 2008 in einem Interview mit dem Physik Journal – und er sollte Recht behalten. Direkt nachdem Advanced-LIGO im vergangenen Jahr seinen Betrieb aufgenommen hat, gelang es mit den beiden US-amerikanischen Detektoren, erstmals Gravitationswellen direkt nachzuweisen. Dieser Nachweis exakt 100 Jahre nach der Vorhersage durch Albert Einstein ist weltweit durch die Medien gegangen und hat einen wahren Preisregen ausgelöst. Die jüngsten Meldungen: Den diesjährigen Niedersächsischen Staatspreis erhalten Karsten Danzmann, Bruce Allen (beide Direktoren am MPI für Gravitationsphysik in Hannover) und Alessandra Buonanno (Direktorin am MPI für Gravitationsphysik in Potsdam). Zudem werden die drei LIGO-Gründer Ronald Drever, Kip Thorne und Rainer Weiss mit dem mit einer Million US-Dollar dotierten Kavli-Preis für Astrophysik der Norwegischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.

Bruce Allen, Karsten Danzmann und Alessandra Buonanno erhalten den Niedersächsischen Staatspreis 2016. (Fotos: F. Vinken/MPG, N. Michalke/AEI und S. Döring/MPG)

Der Niedersächsische Staatspreis wird seit 1978 alle zwei Jahre an Persönlichkeiten verliehen, die sich durch ihr herausragendes Wirken in den Bereichen Kultur, Frauen, Soziales, Wissenschaft, Umwelt oder Wirtschaft des Landes verdient gemacht haben. Er ist mit 35.000 Euro dotiert. Bisherige Preisträger sind beispielsweise der Chemie-Nobelpreisträger Stefan Hell, aber auch die Künstler Thomas Quasthoff, Ulrich Tukur und die Scorpions.

In der Begründung für den diesjährigen Preis heißt es: „Alle drei Wissenschaftler haben in mehreren Schlüsselgebieten entscheidend zur Entdeckung von Gravitationswellen beigetragen. Die Beiträge beziehen sich auf die langjährige Entwicklung unverzichtbarer Elemente des aufwändigen Nachweises. Sie reichen von der experimentellen Detektortechnologie über die theoretischen Modelle der Gravitationswellen bis zur statistischen Analyse der eigentlichen Messwerte.“

Die Geschichte des deutsch-britischen Gravitationswellenprojekts GEO600 geht bis in die 70er-Jahre zurück und begann mit ersten Interferometern mit einer Armlänge von nur drei Metern am MPI für Astrophysik in München bzw. mit einem Meter an der University of Glasgow. Spätere Prototypen hatten eine Armlänge von 10 Metern (in Glasgow) bzw. von 30 Metern (am MPI für Quantenoptik in Garching). Seit 1989 arbeiten die deutschen und britischen Gruppen zusammen. 1995 begann in Ruthe, südlich von Hannover, der Bau des Detektors mit 600 Meter langen Interferometerarmen, der 2002 seinen Testbetrieb aufgenommen hat und seit 2006 im Dauermessbetrieb ist.

Der erfolgreiche Nachweis von Gravitationswellen wäre ohne monolithische Pendelaufhängung der Interferometerspiegel oder besonders stabile Lasersysteme nicht möglich gewesen. Viele dieser Methoden wurden bei GEO600 entwickelt. So ist es mehr als eine schöne Randnotiz, dass es ein Post-Doc in Hannover war, der am Vormittag des 14. September 2015 als erster das Gravitationswellensignal der beiden verschmelzenden Schwarzen Löcher gesehen hat.

Das Tor zur Gravitationswellenastronomie hat sich nun geöffnet. Ob im ersten Betriebslauf von Advanced-LIGO bereits weitere Signale von Gravitationswellen gesichtet wurden, wird der offizielle Bericht verraten, der Ende des Monats veröffentlicht werden soll.

Maike Pfalz

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