15.08.2016

Ausgezeichnete Laserforschung

Reinhard Kienberger erhält Preis für Laserforschung der Europäischen Physikalischen Gesellschaft.

Der österreichische Wissenschaftler Reinhard Kienberger, Leiter des Lehr­stuhls für Laser- und Röntgen­physik an der Technischen Universität München und Max-Planck-Fellow am MPQ, wird von der Europäischen Physikalischen Gesellschaft (EPS) mit dem „2016 Prize for Research in Laser Science and Applications“ ausgezeichnet.

Abb.: Reinhard Kienberger (Bild: T. Naeser)

Die EPS ist ein Zusammenschluss von 42 europäischen Physikalischen Gesellschaften und repräsentiert mehr als 100.000 Physiker. Der EPS Preis für „Forschung in den Laser-Wissenschaften und -Anwendungen“, der alle zwei Jahre vergeben wird, ist eine der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen für Laser­physik in Europa. Die Quantum Electronics & Optics Division der EPS verleiht Kienberger diesen Preis „in Anerkennung seiner schöpferischen Beiträge zur Etablierung von grundlegenden Techniken für die Atto­sekunden­wissenschaft, sowohl mit Laser-basierten als auch mit Beschleuniger-basierten Strahlungs­quellen“. Kienberger wird den Preis auf der 7. EPS-QEOD Europhoton Konferenz in Wien am 25. August 2016 bei einer Fest­veranstaltung entgegen nehmen.

Reinhard Kienberger stammt aus Saalfelden in Österreich. Im Labor von Ferenc Krausz, damals an der TU Wien, promovierte er über das Thema „Subfemto­second XUV Pulse Generation and Measurement“. Dabei erzeugte er als erster Lichtpulse mit einer Dauer von weniger als einer Femto­sekunde. 2004 erhielt er das APART Stipendium (Austrian Programme for Advanced Research and Technology) der Öster­reichischen Akademie der Wissenschaften, das ihm einen zehn­monatigen Forschungs­aufenthalt am Stanford Linear Accelerator Center (USA) ermöglichte. Bei seiner Rückkehr aus den USA trat er 2005 in die Abteilung „Atto­sekunden­physik“ von Ferenc Krausz am Max-Planck-Institut für Quanten­optik ein. 2006 erhielt er den Sofja-Kowalevskaja-Preis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und gründete am MPQ die selb­ständige Forschungs­gruppe „Attosekunden­dynamik”; im Jahr 2007 erhielt er das „Starting Grant“ des European Research Council (ERC). 2009 wurde er als Professor für Experimental­physik an die TU München berufen. Im November 2010 wurde er mit dem ICO-Preis der International Commission for Optics ausgezeichnet. 2012 wurde er Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Als Max-Planck-Fellow des Jahres 2014 sowie durch die Zugehörigkeit zum Labor für Atto­sekunden­physik von Krausz hat Kienberger weiterhin enge Verbindungen zum MPQ.

Mit der Übernahme des Lehrstuhls für Laser- und Röntgen­physik an der TU München im Jahr 2013 erweiterte Kienberger das bisherige Forschungs­spektrum der Ultra­kurz­zeit­spektroskopie um die Atto­sekunden­dynamik. Deren Ziel ist es, Moment­aufnahmen vom Innenleben der Atome und Moleküle zu erhalten. Die Wissenschaft erhofft sich hieraus wichtige Erkenntnisse über den tatsächlichen Ablauf chemischer Reaktionen, das Verhalten von Elektronen in Festkörpern oder die Wechsel­wirkung zwischen Licht und Materie. „Eine Atto­sekunde ist ein Milliardstel einer milliardstel Sekunde, ein unvorstellbar kleiner Zeitraum“, sagt Reinhard Kienberger. „Dies sind die Zeiträume, in denen sich die Bewegung der Elektronen in den Atomen abspielt. Mit extrem kurzen Licht­blitzen können wir diese Bewegung sichtbar machen und untersuchen.“ Anwendung könnten die neuen Erkenntnisse in der Chemie, der Molekular­biologie, der Nano­elektronik und auch in der Tumor­behandlung finden.

TUM / DE

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