19.03.2012

Ballonblick in den Kosmos

Start des Victor-Franz-Hess-Jahres aus Anlass der Entdeckung der kosmischen Strahlung vor 100 Jahren.

Heute läutet die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit einer Festveranstaltung in Wien das Victor-Franz-Hess-Jahr ein. 1912 hat der österreichische Physiker Victor Franz Hess bei mehreren Ballonflügen gemessen, dass die natürliche Radioaktivität mit steigender Höhe zunimmt. Damit entdeckte er Teilchen aus dem Weltraum, die ständig Erde treffen: die kosmische Strahlung. Hess hat sie ursprünglich als Höhenstrahlung bezeichnet.

Abb.: Victor Franz Hess vor einer Ballonfahrt, umringt von schaulustigen Erwachsenen und Kindern. (Bild: U. Innsbruck / Hess-Ges.)

Mit seiner Entdeckung hat Hess gewissermaßen neue Beobachtungsfenster für die Astronomie geöffnet. Als er seine Entdeckungen erstmals präsentierte, waren seine Kollegen allerdings zunächst skeptisch. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg kam die Erforschung der Höhenstrahlung ins Stocken. Doch Ende der Zwanzigerjahre deuteten Experimente von Robert Millikan und Beobachtungen von Teilchenspuren in Nebelkammern immer stärker darauf hin, dass die Erde aus allen Richtungen von kosmischer Teilchenstrahlung getroffen wird. 1932 entdeckte Carl David Anderson schließlich das von Paul Dirac vorhergesagte Positron in der kosmischen Strahlung. Die Anfänge der modernen Teilchenphysik begründen sich also auch auf Forschungsansätze der frühen Physik der Höhenstrahlung. Die Astroteilchenphysik etablierte sich schließlich in den 1980er-Jahren als eigenständiges Forschungsgebiet an der Schnittstelle von Teilchenphysik, Astronomie und Kosmologie.

Der Physik-Nobelpreis, den Victor Hess 1936 zusammen mit Carl Anderson verliehen bekam, bewahrte ihn nicht davor,  1938 nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich in den vorläufigen Ruhestand versetzt und schließlich fristlos und ohne Pensionsanspruch entlassen zu werden. Noch im selben Jahr emigrierte er in die USA und nahm 1944 auch die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Bis 1958 setzte er an der New Yorker Fordham University seine Forschungen fort. 1964 starb Victor Hess 81-jährig in Mt. Vernon, New York.

Nach ihm ist das H.E.S.S-Experiment (High Energy Stereoscopic System) benannt, welches sich auf 1800 Meter Höhe im Khomas-Hochland von Namibia befindet. Diese Teleskopanlage beobachtet die energiereichsten Gammastrahlen aus dem All. Hess ist auch Namensgeber für das Forschungszentrum der ÖAW in Graz, das Institute für Weltraumforschung, Biophysik und Nanosystemforschung sowie mehrere geisteswissenschaftliche Forschungsgruppen beherbergt.

Im Rahmen des Victor-Franz-Hess-Jahres 2012 finden österreichweit mehrere Veranstaltungen statt. Die Universität Innsbruck veranstaltet gemeinsam mit der Victor F. Hess-Gesellschaft vom 1. bis 5. Mai 2012 in Innsbruck und Pöllau ein Symposium. Für den 22. September 2012 ist im Rahmen der Jahrestagung der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft (ÖPG) unter Beteiligung des ÖAW-Instituts für Hochenergiephysik der Start eines unbemannten Ballons geplant, der bis in die Stratosphäre aufsteigen und dabei kontinuierlich Kamerabilder und Messdaten zur Bodenstation senden soll.

Alexander Pawlak

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