Besetzung in Freiburg
Aus Ärger über geplante Studiengebühren halten Studenten seit einer Woche das Rektorat der Freiburger Uni besetzt
Freiburg (dpa) - Protest mit Schlafsack, Teekocher und selbst geschmierten Broten: Aus Ärger über die geplanten Studiengebühren in Baden-Württemberg halten rund 30 Studenten seit einer Woche das Rektorat der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität besetzt. Ein Ende der Blockade ist nicht abzusehen. Die Uni kündigte am Montag an, sie werde das Gebäude aus Angst vor Krawallen nicht räumen lassen.
«Die Situation ist für alle Beteiligten belastend. Wir hoffen auf ein baldiges Ende», sagt der Prorektor der Universität, Karl-Reinhard Volz. Seit einer Woche sitzt Volz jeden Tag mit den Studenten zusammen, diskutiert über die Vor- und Nachteile von Studiengebühren. Statt auf einen Rauswurf setzt er auf Gespräche. Bislang jedoch ohne Erfolg. «Ich habe keine Ahnung, wann das hier zu Ende ist», sagt er.
Von der Besetzung war die Uni-Leitung am Montag vor einer Woche überrascht worden. Nach einem Zug durch die Innenstadt waren rund 1000 Studenten vor das Gebäude gezogen und hatten die Eingangshalle besetzt. Seither verharren dort im Schnitt und im Wechsel 30 Studenten - Tag und Nacht. Ihr Protest richtet sich gegen die Pläne der Landesregierung, nach denen Studenten ab dem Wintersemester 2007/2008 Gebühren von 500 Euro pro Semester bezahlen sollen.
Weil sich in den oberen Stockwerken Büro- und Laborräume sowie eine wertvolle archäologische Sammlungen befinden, müssen auch die Mitarbeiter seit Beginn der Besetzung jeden Abend ihre Schlafsäcke auspacken. Während in der Eingangshalle die Studenten campieren, übernachten in den Stockwerken darüber die Uni-Angestellten in ihren Büros und Laborräumen.
Die Studenten wollen ihre Besetzung so lange fortsetzen, bis sich die Universität offiziell gegen Studiengebühren ausgesprochen hat. «Der Uni-Rektor darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen», unterstreicht einer der «Besetzer», der Germanistikstudent Norbert Wagner. Die Mehrheit der Studenten sei gegen Gebühren, weil diese sozial ungerecht seien. Dies müsse die Uni-Leitung zur Kenntnis nehmen. Rektor Wolfgang Jäger selbst will sich an diesem Mittwoch gemeinsam mit dem baden-württembergischen Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU) den Freiburger Studenten stellen.
Da beide Seiten eine Eskalation vermeiden wollen, ist die Aktion bislang friedlich verlaufen. «Wir wollen keine Hamburger Verhältnisse», sagt Prorektor Volz. Bei Studentenprotesten Ende April in Hamburg war es zu Ausschreitungen gekommen. Um derartige Szenen zu vermeiden, setze die Freiburger Uni auf eine «Strategie der Diskussion». Strafanzeige gegen die Besetzer wurde bislang nicht gestellt. Die Polizei hält sich daher im Hintergrund. «Für uns gibt es derzeit keinen Grund, einzugreifen», sagt ein Polizeisprecher.
Jürgen Ruf, dpa