12.01.2004

Bildungs-Debatte entbrannt

Um den SPD-Vorstoß für die weiter umstrittenen Elite-Hochschulen ist eine breite Bildungs-Debatte entbrannt.

Berlin (dpa) - Um den SPD-Vorstoß für Elite-Hochschulen ist eine breite Bildungs-Debatte entbrannt. Die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange, lehnte den Vorschlag entschieden ab. Saarlands Wissenschaftsminister Jürgen Schreier (CDU) brachte ein Alternativkonzept zur Förderung von wissenschaftlichen Spitzenleistungen ins Gespräch. SPD-Fraktionschef Franz Müntefering betonte am Samstag in Halle, Rot-Grün wolle mit weiteren Investitionen in Bildung und Forschung den Sozialstaat erhalten. «Das Wohlstandsniveau soll mindestens so bleiben wie es ist.»

Generalsekretärin Cornelia Pieper forderte als Antwort auf die SPD-Pläne eine Begabtenförderung schon im Kindesalter. Die Bundesregierung will nach einem Bericht der «Bild am Sonntag» (BamS) Teile der Goldreserven der Bundesbank zur Finanzierung neuer Forschungsprojekt einsetzen.

Nach Angaben von Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) sollen an den zehn geplanten Elite-Universitäten keine Studiengebühren erhoben werden. «Auch dort muss gelten: Das Erststudium bleibt gebührenfrei», sagte sie der «BamS». Zur Auswahl der Spitzenuniversitäten sagte sie, Forschungsräte sollten auswerten, welche Unis die besten Leistungen bringen und die besten Vorschläge machen. Die Hochschulen sollten sich ihre Studierenden auswählen.

Laut «BamS» sind sich Regierung und Bundesbankpräsident Ernst Welteke einig, von diesem Jahr an 400 bis 600 Tonnen Gold zu verkaufen. Der Erlös von vier bis sieben Milliarden Euro solle in einen Fonds fließen, dessen Zinsen von jährlich etwa 250 bis 300 Millionen Euro für Forschungsprojekte verwendet würden. Im Bundesfinanzministerium hieß es dazu am Samstag, es gebe keine solche definitive Übereinkunft.

Müntefering sagte, bis 2010 sollen drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Forschung fließen. «Das sind immerhin fünf bis zehn Milliarden Euro», sagte der Politiker. Derzeit beträgt der Anteil laut Müntefering 2,5 Prozent. Vor diesem Hintergrund schloss er weitere Steuersenkungen aus.

Die GEW-Vorsitzende Stange forderte am Samstag in Frankfurt: «Wer Spitze will, muss die Breite fördern.» Wer Harvard in Deutschland wolle, nehme offenbar in Kauf, dass daneben hunderte arme und qualitativ schlechte Hochschulen existierten. Es würden aber mehr und nicht weniger gut ausgebildete junge Menschen gebraucht.

Saarlands Wissenschaftsminister Schreier schlug im «Focus» vor, statt kompletter Hochschulen die jeweils bundesweit beste Fakultät eines Studienfachs finanziell zu fördern. Sein Konzept mit dem Namen «Elite-Campus Deutschland» sieht Sonderrechte für die Hochschulen vor, wie die Auswahl der Studenten und außertarifliche Bezahlung von Professoren.

Nach Vorstellung von FDP-Generalsekretärin Pieper sollen alle Kinder spätestens mit sechs Jahren in die Schule kommen, besonders begabte Kinder bereits mit fünf Jahren. Die FDP will dazu eine «Kinderschule» als verpflichtendes letztes Kindergartenjahr schaffen. «Wenn schon Elite, dann muss sie ganzheitlich als Begabtenförderung schon im Kindergarten beginnen», sagte Pieper in einem dpa-Gespräch.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) forderte für die deutschen Hochschulen mehr Freiraum und mehr Geld für eine bessere Ausbildung der Führungselite. Neue Elite-Unis seien dafür nicht unbedingt nötig, sagte IW-Bildungsexpertin Christiane Konegen-Grenier der dpa in Köln. «Wir identifizieren als Elite nicht Hochschulen insgesamt, sondern einzelne Fakultäten, Institute oder Lehrstühle.» Der Darmstädter Soziologieprofessors Michael Hartmann vertrat in einem dpa-Gespräch die Auffassung, die Einführung von Elite-Universitäten werde die soziale Ungleichheit im Bildungswesen zementieren.

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