Blitzschnelle Lagebilder
Optisches Kamerasystem erstellt in Sekundenschnelle dreidimensionale Lagebilder – geplanter Einsatz in Katastrophengebieten.
Erdbeben, Hangrutschungen, Tsunamis und andere Katastrophen können die Gestalt der Erdoberfläche jäh verändern. Im Einsatzfall benötigen Rettungskräfte und Behörden dann möglichst schnell aktuelle und präzise Lageinformationen. Mit Hilfe eines optischen Kamerasystems kann das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) binnen Sekunden aktuelle hochauflösende 3D-
Abb.: Die Aufnahme des Schlosses Neuschwanstein erfolgte aufgrund der großen Höhenunterschiede unter schwierigsten Bedingungen. (Bild: DLR)
Auch für die Verkehrsbeobachtung oder für die Weiterverarbeitung etwa zu Hochwasserkarten eignen sich die Daten. Die Leistungsfähigkeit des Kamerasystems wurde im Rahmen des Projekts VABENE++ (Verkehrsmanagement bei Großereignissen und Katastrophen) nun unter Beweis gestellt. Im Projekt VABENE++ entwickeln Forscher leistungsfähige Unterstützungswerkzeuge für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben und Verkehrsbehörden für den Umgang mit Katastrophen und Großveranstaltungen. Als Testgebiete wählten die Wissenschaftler die Innenstadt von München sowie das alpine Gebiet um Schloss Neuschwanstein.
Bislang waren erhebliche Rechnerkapazitäten notwendig, um Höhenmodelle in Echtzeit zu erstellen. Nun lässt sich ohne aufwändige Infrastruktur und in gerade einmal 1,8 Sekunden ein Geländemodell mit einer Auflösung von 50 Zentimeter erzeugen – mit dem „3K”- und „4k”-
„Wir waren schon sehr gespannt auf die ersten hochaufgelösten 3D-Bilder. Die Daten in Echtzeit zu verarbeiten, ist alles andere als trivial und wir hatten zunächst auch mit Problemen zu kämpfen. Umso schöner war es dann, als wir über Neuschwanstein mitverfolgen konnten, wie Bild um Bild, flächendeckend die Geländemodelle entstanden sind. Damit haben wir einen wichtigen Meilenstein im Projekt erreicht", so Franz Kurz vom DLR-
Damit die Prozessierung stets mit der Aufnahmegeschwindigkeit der Kameras an Bord Schritt hält, wird die Auflösung der Höhenmodelle an das Gelände angepasst. In Gebieten mit großen Reliefunterschieden wird die Bodenauflösung reduziert – und die Rechenzeit dadurch gering gehalten. Dieser Herausforderung stellte sich das Team im Testgebiet um Schloss Neuschwanstein, das einen Höhenunterschied von 1.000 Metern aufweist: Trotz erhöhter Rechenanforderungen konnte das 3K-Kamerasystem das Geländemodell mit einem Meter Auflösung berechnen, synchron zum Aufnahmerhythmus.
Bei der Entwicklung seines 3K- und 4k-Kamerasystems verzichtet das Institut für Methodik der Fernerkundung auf spezielle Sensoren und komplexe Bauteile, und nutzt stattdessen handelsübliche Elemente aus dem Consumerbereich. Dadurch bleiben die Kosten sehr niedrig. Das gibt Behörden künftig die Möglichkeit, ihre Hubschrauber- und Flugzeugflotten mit dem Kamerasystem auszustatten. Gleichzeitig profitiert das System von der hohen Dynamik am Markt, so dass die Entwickler auch weiterhin Fortschritte in Leistung und Geschwindigkeit realisieren können – zügig, unkompliziert und ohne teure Neuentwicklungen.
DLR / DE