15.06.2007

Bordcomputer mit Geräusch-Allergie

Bei der Aufklärung des mysteriösen Computerausfalls auf der Internationalen Raumstation ISS sind Russen und Amerikaner entscheidend weitergekommen.

Houston/Washington (dpa) - vDie russischen Computer reagierten sensibel auf Geräusche und schalteten sich deshalb automatisch ab, sagte ISS-Flugdirektor Mike Suffredini am Donnerstagabend im NASA-Kontrollzentrum in Houston (Texas).

Diese Geräusche würden wahrscheinlich durch elektromagnetische Felder von Kabeln oder Geräten ausgelöst, sagte Suffredini. Vergleichbar sei das beispielsweise mit dem «Fiepen», wenn man ein Mobiltelefon unmittelbar neben einen Fernseher lege.

Auslöser für die Geräuschattacke ist nach bisherigen Theorien ein neues Segment mit Sonnensegeln, das am Montag an der ISS angebracht wurde. Es sei aber kein Design-Fehler, sondern ein Problem mit einer Energiequelle oder einem Kabelanschluss, sagte Suffredini.

Nachdem am Donnerstag die drei russischen Computersysteme immer wieder sporadisch funktionierten, gehen sowohl die NASA als auch die russische Raumfahrtbehörde davon aus, das Problem in den kommenden TAgen zu lösen. Die Chancen auf eine Evakuierung seien äußerst gering, sagte der stellvertretende NASA-Direktor Bill Gerstenmaier.

Allerdings hat die NASA am Donnerstag damit begonnen, in ihrer Raumfähre «Atlantis» Energie zu sparen. Beispielsweise würden über Nacht der Roboterarm und alle nicht notwendigen Systeme ausgeschaltet, sagte Shuttle-Flugdirektorin Cathy Koerner. Damit solle genug Energie gespart werden, damit die Raumfähre im Ernstfall einen Tag länger, also bis Mittwoch, an der ISS angedockt bleiben könne. Auch die für die ISS vorgesehenen Sauerstoffvorräte würden nicht entladen.

Mit Hilfe der russischen Bordcomputer wird die ISS unter anderem auf Kurs gehalten. Wenn Korrekturen notwendig sind, geben diese Computer die Befehle zum Zünden der russischen Raketentriebwerke. Die Raumstation muss möglichst stabil um die Erde kreisen, damit sich unter anderem die Solarpaneele nach der Sonne ausrichten können und genug Energie liefern.

Die Raumstation ist nach den Worten von Gerstenmaier derzeit nicht gefährdet. Sollten die Gyroskope im US-Teil der ISS ausfallen, dann könnte die «Atlantis» mit ihren Triebwerken ebenfalls den Kurs korrigieren. Die Russen prüften derzeit, ob ein angedockter russischer «Progress»-Raumtransporter nach Rückflug der «Atlantis» diese Aufgabe übernehmen könnte.

Der Ausfall der russischen Bordcomputer hat die Beschädigung an der «Atlantis» nahezu zu einer Lappalie werden lassen. Am Freitag soll der NASA-Astronaut Danny Olivas die abgeknickte und nach oben stehende Ecke einer Isoliermatte wieder in Form bringen. Er wird dazu ein Klammernahtgerät benutzen und wie bei der Behandlung einer langen Schnittwunde die beschädigte Isoliermatte mit der daneben liegenden zusammenklammern. Olivas habe dies den ganzen Tag über auf der Raumstation geübt, sagte Flugdirektorin Koerner.

Während des sechseinhalb Stunden langen Außeneinsatzes sollen Olivas und sein Kollege Jim Reilly außerdem dabei helfen, ein störrisches Sonnensegel vollständig einzuholen und in einer Box zu verpacken.

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