Bundesweit einmaliges Schülerforschungszentrum eröffnet
Aktivitäten des Physik Club Kassel münden in Kooperation von Schule und Universität.
Das rund drei Millionen Euro teure Gebäude auf dem Gelände der Albert-Schweitzer-Schule bietet Schülerinnen und Schülern aus ganz Nordhessen künftig die Chance, von kleineren Schulprojekten bis hin zu Arbeiten auf Universitätsniveau zu lernen und zu forschen. Finanziert wurde das Kooperationsprojekt von Land Hessen, Stadt Kassel, Landkreis Kassel, Universität Kassel und der Albert-Schweitzer-Schule über das hessische Hochschulinvestitionsprogramm HEUREKA.
Abb.: Alles Gute kommt von oben – in diesem Fall der symbolische Schlüssel für die feierliche Eröffnung des SFN. (Bild: Physik Club)
Das Schülerforschungszentrum bildet nach den Worten von Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann in idealer Weise ein Bindeglied in der naturwissenschaftlichen Bildung zwischen Schule und Universität: „Es bereitet optimal auf die Anforderungen des Studien- und Berufslebens vor. Ich bin davon überzeugt, dass das Schülerforschungszentrum dazu beitragen wird, dass sich künftig mehr Abiturientinnen und Abiturienten für die so genannten MINT-Studiengänge entscheiden, also für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.“
Das SFN geht auf den vor zehn Jahren gegründeten Physik Club Kassel zurück. Seit 2002 forschen Schülerinnen und Schüler in Räumen der Albert-Schweitzer-Schule eigenständig an physikalischen und technischen Projekten. Die guten Erfahrungen mit dem Physik Club führten zu dem Wunsch, die Arbeit thematisch auf weitere Naturwissenschaften auszudehnen und in einem eigenen Gebäude unterzubringen.
„Für die positive wirtschaftliche Entwicklung einer Region wie Nordhessen ist es unerlässlich, an Naturwissenschaften und Technik interessierte junge Menschen frühzeitig zu fördern und möglichst in der Region zu halten“, sagte Universitätspräsident Rolf-Dieter Postlep. Der Zusammenarbeit zwischen den Schulen der Region, dem Schülerforschungszentrum und der Universität komme dabei für die Zukunft eine außerordentlich wichtige Rolle zu.
Das SFN ist ein dreigeschossiger kubischer Baukörper plus Staffelgeschoss und Flachdach. Das Gebäude mit seinen 637 Quadratmetern Nutzfläche entstand seit Februar 2011 in der Kasseler Parkstraße. Im Untergeschoss sind die Technikräume, zwei Sammlungsräume und eine Werkstatt untergebracht. Zwei durch eine mobile Trennwand auch gemeinsam nutzbare Gruppenräume befinden sich im Erdgeschoss, ergänzt durch drei Arbeitsräume im ersten Obergeschoss. Im Staffelgeschoss ist Platz zur Aufstellung von drei Teleskopen mit einem dazugehörigen Beobachtungsraum. Auch eine kleine Bibliothek ist hier untergebracht. Die Dachfläche über dem Obergeschoss wird als Freiversuchsfläche für Biologieprojekte dienen. Die SMA Solar Technology AG wird als Hauptsponsor die jährlichen laufenden Kosten der Forschungsprojekte bestreiten und damit in die Zukunft mit gut ausgebildeten und motivierten jungen Menschen investieren.
Sowohl Schulleiter Stefan Alsenz als auch der Leiter des SFN, Klaus-Peter Haupt, der Idee und Konzept entscheidend zur Umsetzung geführt hat, betonen das umfangreiche Angebot des Schülerforschungszentrums, an dem auch viele Institute der Universität beteiligt sind: „Es ist breit angelegt, umfasst alle Natur- und Technikwissenschaften, aber auch die Mathematik und spricht Kinder ab der 3. Klasse an“. Für Jugendliche ab Klasse 9 werden anspruchsvolle Forschungsthemen angeboten, so dass das Schülerforschungszentrum nicht nur Breitenwirkung sondern auch die Förderung besonders begabter Jugendlicher im Blickfeld hat. Zahlreiche landes- und bundesweite Auszeichnungen der Forschungsarbeiten bisheriger Teams belegen dies.
Die kleineren Räume, mit spezieller Ausrüstung (Chemielabor, Dunkelraum, Computerraum, Bibliothek) bieten sowohl Rückzugsmöglichkeiten als auch Raum für spezielle Forschungen. Aber auch hier sind freie Gestaltungsvariationen der Nutzung möglich. Die Ausstattung mit einem Rasterelektronenmikroskop dürfte für eine Schule dieser Größenordnung wohl einmalig sein.
Einmalig ist auch der Bereich für astronomische Projekte. Ein eigener Raum, mit Schiebedach ausgestattet, steht als Schul- und Volkssternwarte allen nordhessischen Schulen und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Erstmalig in Hessen überhaupt, gibt es hier ein Teleskop mit barrierefreiem Zugang, so dass auch behinderte Menschen den Sternenhimmel beobachten können. Die Arbeit der Sternwarte wird u. a. auch vom Astronomischen Arbeitskreis Kassel unterstützt.
Die Funktionalität des SFN ist vollständig auf die Bedürfnisse der jugendlichen Teams ausgerichtet. Von außen wird der Neubau als technisches Gebäude, durch die Sternwarte auf dem Dach auch als naturwissenschaftliches Bildungszentrum wahrgenommen werden. Durch dieses Erscheinungsbild werden die Naturwissenschaften und das Engagement von Jugendlichen stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken.
U. Kassel / OD