Der schnellste zivile Rechner Europas steht in Stuttgart
Das Rechensystem Hermit erreicht einen Spitzenplatz auf der Top500-Liste für Supercomputer.
Auf der Supercomputing Conference, die diese Woche in Seattle stattfand, hat das Rechensystem Hermit am Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) den 12. Platz in der Gesamtwertung der Top500-Liste der weltschnellsten Supercomputer erreicht. Damit ist er der schnellste Rechner in Deutschland sowie der schnellste zivil genutzte Rechner Europas. Das Ranking zeigt die Rechnergeschwindigkeit auf der Basis eines Programms zum Lösen von Gleichungssystemen auf. Dieses Programm, der sogenannte High Performance Linpack Benchmark, läuft dabei auf dem gesamtem System über mehrere Stunden.
Deutschlands schnellster Superrechner trat seinen Dienst am HLRS nach intensiven technischen Vorbereitungen planmäßig am 31. Oktober 2011 an. „Von Automobil bis Energie und von Umwelt bis Gesundheit“ lautet das Motto der Maschine, die unter dem Namen Hermit schneller als alle anderen Systeme in Deutschland Rechenzyklen aus den verschiedensten Forschungsbereichen abarbeitet.
Die Bedeutung der Computer-Simulation für die Produktentwicklung und die Erforschung neuer Verfahren und Methoden nimmt stetig zu. Die Verfügbarkeit und die Fähigkeit zur effizienten Nutzung von sehr großen Rechensystemen hat sich daher nicht nur in der Wissenschaft, sondern ebenso in der Industrie zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor entwickelt.
Das System basiert im ersten Installationsschritt auf der Cray XE6 Supercomputer-Technologie sowie als erstes System in Europa auf dem AMD Interlagos-Prozessor und verfügt über eine Spitzenleistung von mehr als einem Petaflop pro Sekunde (1 Billiarde Rechenoperationen pro Sekunde). In einem weiteren Ausbauschritt im Jahr 2013 soll die Leistung um weitere vier bis fünf Petaflop pro Sekunde anwachsen.
Die Besonderheit dieses Systems liegt in seinem speziellen, auf Linux basierten Betriebssystem und der Software-Infrastruktur in einem für hochskalierbare Anwendungen optimiertem Kommunikationsnetz, sowie auch im Betriebsmodell. Die enorme Rechenleistung des Systems wird nicht nur Wissenschaftlern zur Verfügung stehen, sondern auch zur industriellen Nutzung angeboten. Neben Großunternehmen wie Porsche können diese nach dem Pay-per-use-Modell verfügbare Hochleistungsrechenressource insbesondere auch kleine und mittlere Unternehmen nutzen.
Die Kosten von 22,5 Millionen Euro für die Hardware des ersten Installationsschrittes und Betriebskosten von etwa zwei Millionen Euro pro Jahr werden durch umfangreiche Investitionen für eine energieeffiziente Infrastruktur ergänzt. Diese neue Infrastruktur bietet bis zu Außentemperaturen von 180 Grad Celsius die Möglichkeit die Wärme zumindest teilweise durch Abgabe an die Außenluft kostengünstig zu kühlen und setzt auf Wasserkühlung der Rechnerkomponenten.
Finanziert wird Hermit im Rahmen des Projekt „PetaGCS“ mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg. Im Zuge des Projekts sollen die drei Standorte des Gauss Centre für Supercomputing (GCS) Garching, Jülich und Stuttgart in einem Zeitraum von sechs Jahren mit Petascale-Systemen ausgestattet werden. Die Vergabe von Rechenzeit für europäische Projekte wird über die Partnership for Advanced Computing in Europe (Prace) und für nationale Großprojekte in Abstimmung der Lenkungsgremien der anderen beiden nationalen Zentren, dem Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (LRZ) in Garching bei München und dem Forschungszentrum Jülich (JSC) innerhalb des Gauss Centre für Supercomputing (GCS) organisiert.
Uni Stuttgart / PH