01.08.2013

Detektor für riesigen Wellenlängenbereich

Für gepulste Laser im Terahertz-Bereich robuster und schneller Detektor konzipiert.

Jeder einzelne Puls vom Freie-Elektronen-Laser (FEL) im Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf besteht aus unzähligen Photonen. Für viele Experimente ist es extrem wichtig, die genaue Ankunftszeit dieser Lichtpulse zu kennen. Die Zeitdauer zwischen den nur zehn Pikosekunden kurzen Lichtblitzen beträgt allerdings lange 77.000 Pikosekunden. Auf räumliche Größenvorstellungen übertragen entspräche die Distanz zwischen zwei Pulsen knapp acht Kilometer. Diese Strecke gilt es zu durchsuchen, um die Ankunftszeit eines Lichtpulses, der in diesem Vergleich gerademal einen Meter lang wäre, zu bestimmen.

Abb.: Einstellungsarbeiten an einem der beiden Freie-Elektronen-Laser im Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. (Bild: HZDR / F. Bierstedt)

Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Regensburg gelang es dem Physiker Martin Mittendorff und seinen Kollegen vom HZDR, einen zuverlässigen Detektor für die Zeitmessung an Freie-Elektronen-Lasern im Terahertz-Bereich zu entwickeln, zu bauen und zu testen. Diese Technik kann an allen vergleichbaren FELs eingesetzt werden. Sie basiert auf einer winzig kleinen Flocke aus Graphen, einem Material, um das ein regelrechter Forschungsboom entstanden ist seit seine Entdeckung im Jahr 2010 mit einem Nobelpreis belohnt wurde. Die Liste der Anwendungen des für neue Technologien wie geschaffenen Werkstoffs – einer Schicht aus Kohlenstoff, die genau eine Atomlage dick ist – wird dabei immer länger. Graphen ist zugleich dünn, transparent und stabil, es kann Licht im unsichtbaren Infrarotbereich absorbieren, und die Elektronen können sich sehr schnell durch das Material bewegen.

„Die Eigenschaft des Graphens, Lichtteilchen in einem sehr großen Wellenlängenbereich zu absorbieren, war die Voraussetzung für unseren robusten und auch bei Zimmertemperatur einsatzbereiten Detektor. Die große Beweglichkeit der Elektronen im Graphen ermöglicht dabei die hohe Schnelligkeit“, erläutert Martin Mittendorff vom HZDR. Um die Lichtpulse auf die kaum bleistiftspitzengroße Flocke zu lenken, wird zudem eine spezielle Antenne benötigt. Nachdem das Detektor-Konzept feststand, fertigte der Physiker Josef Kamann in der Arbeitsgruppe von Dieter Weiss an der Universität Regensburg den ersten Prototypen. Bei allen Tests am Freie-Elektronen-Laser des HZDR erwies sich der Detektor als schnell und beständig. Bislang war die Abstimmung der Laserpulse mit Schwierigkeiten verbunden, da es keine einfachen und schnellen Detektoren für FEL-Strahlung im Terahertz-Bereich gab. Insbesondere sind die meisten schnellen Detektoren auf einen engen Wellenlängenbereich limitiert und nicht, wie der Detektor auf Graphen-Basis aus dem HZDR, für große Teile des mittleren und fernen Infrarotbereichs einsetzbar.

Vor allem bei sogenannten Pump-Probe-Experimenten profitieren die Forscher enorm von dem neuen Gerät, denn hierfür benötigen sie Licht aus zwei unterschiedlichen Laserquellen, die sie genau aufeinander abstimmen müssen. Soll beispielsweise ein vielversprechender Halbleiter für optoelektronische Anwendungen optimiert werden, so kann man die Elektronen darin mit einem ersten Laser anregen und danach mit einem zweiten Laser beobachten, wie schnell sie aus dem angeregten Energiezustand in den Ursprungszustand zurückkehren.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten für das neu entwickelte Detektorsystem bietet das ELBE-Zentrum für Hochleistungs-Strahlenquellen in Rossendorf, denn hier sind unter einem Dach zwei Freie-Elektronen-Laser (FELBE) mit Terahertz- bzw. Infrarotstrahlung sowie die neuartige TELBE-Quelle vereint, die den im HZDR verfügbaren Spektralbereich der Terahertz-Strahlung in den nächsten Jahren erheblich erweitern soll.

Martin Mittendorff und seine Kollegen arbeiten nun an einer Weiterentwicklung ihres Systems, das einen noch größeren Wellenlängenbereich abdecken soll, angefangen von ultraviolettem Licht bis hin zum fernen Infrarot.

HZDR / PH

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe
ANZEIGE

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Meist gelesen

Themen