25.01.2012

Die wilde Jugend der massereichsten Galaxien

Schwarze Löcher beendeten die Phase der intensiven Sternentstehung.

Ein Astronomenteam hat mit dem Apex-Submillimeterteleskop die bisher deutlichsten Hinweise auf eine Verbindung zwischen den intensivsten Phasen der Sternentstehung im frühen Universum und den heute massereichsten Galaxien gefunden. Die Sternentstehungsrate war demnach im frühen Universum sehr hoch und nahm dann schlagartig ab. Übrig blieben die heute beobachteten massereichen und weitgehend inaktiven Galaxien voller alternder Sterne. Die Astronomen waren sogar in der Lage, eine wahrscheinliche Ursache für das plötzliche Ende der frühen Sternbildungs-Ära zu identifizieren: das erste Auftreten der supermassereichen Schwarzen Löcher.



Abb.: Weit entfernte Galaxien aus der Region „Extended Chandra Deep Field“ im Sternbild „Chemischer Ofen“: Die Aufnahmen von Laboca sind in rot dargestellt; sie sind einer Infrarot-Aufnahme der Irac-Kamera am Spitzer Space Telescope überlagert. (Bild: Eso, Apex (MPIfR / Eso / Oso), A. Weiss et al., Nasa Spitzer Science Center)


Sie kombinierten Daten der Laboca-Kamera (Large APEX Bolometer Camera) am 12-Meter-Submillimeterteleskop Apex (Atacama Pathfinder Experiment) mit Messungen des Very Large Telescope, des Spitzer-Infrarotobservatorium und anderer Teleskopen, um herauszufinden, wie sich weit entfernte und leuchtkräftige Galaxien zu Gruppen und Galaxienhaufen zusammengefunden haben.

Je dichter die Galaxien in Gruppen oder Haufen konzentriert sind, umso massereicher sind ihre Halos aus Dunkler Materie. Das sind weitgehend strukturlose Wolken, die Galaxien durchziehen und umschließen, für den überwiegenden Teil ihrer Gesamtmasse verantwortlich sind. Die neuen Resultate sind die genauesten je durchgeführten Messungen zur räumlichen Anordnung solcher Galaxien.

Die Galaxien sind so weit entfernt, dass ihr Licht etwa zehn Milliarden Jahre benötigt hat, um uns zu erreichen. Daher sehen wir diese Galaxien so, wie sie vor rund zehn Milliarden Jahren waren. In diesen Momentaufnahmen des frühen Universums sieht man, dass die Galaxien damals die intensivste bekannte Form der Sternbildung durchliefen – die Starbursts.

Die Astronomen bestimmten für diese Galaxien die Masse der Halos aus Dunkler Materie und untersuchten mit Computersimulationen, wie die Halos mit der Zeit anwachsen. So fanden sie heraus, dass die fernen Starburst-Galaxien des frühen Universums im Laufe der Zeit zu riesigen elliptischen Galaxien geworden sind – den massereichsten Galaxien im heutigen Universum.

Die neuen Beobachtungen ergaben außerdem, dass die hellen Starbursts in diesen fernen Galaxien lediglich 100 Millionen Jahre angedauert haben – eine für kosmologische Maßstäbe sehr kurze Zeitspanne. Dennoch hat sich die Gesamtmasse der Sterne der Galaxie in dieser vergleichsweise kurzen Zeit verdoppelt. Das plötzliche Ende des schnellen Wachstums ist ein weiterer Abschnitt aus der Geschichte der Galaxien, der bisher noch nicht vollständig verstanden ist.

Die Ergebnisse der neuen Studie bieten einen möglichen Erklärungsansatz: Zur fraglichen Zeit in der kosmischen Geschichte waren die Galaxien ähnlich angeordnet wie die Quasare – ein Hinweis darauf, dass sich beide Objektarten in den gleichen Halos aus Dunkler Materie befanden. Quasare gehören zu den leuchtkräftigsten Objekten im Universum. Getrieben von den supermassereichen Schwarzen Löchern in ihren Zentren geben sie als regelrechte kosmische Leuchtfeuer intensive Strahlung ab.

Die Hinweise verdichten sich, dass die Starbursts die Aktivität der Quasare gefördert haben, indem sie den Schwarzen Löchern große Mengen an Materie zuführten. Die Quasare wiederum durchliefen dadurch sehr energiereiche Aktivitätsphasen, in deren Verlauf sie das verbliebene Gas aus den Galaxien hinausbliesen. Mit diesem Verlust dieses Rohmaterials für neue Sterne ging auch die Phase schneller Sternentstehung zu Ende.

Eso / PH

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