22.11.2016

Echtzeit-Dosimeter für ISS

Thomas Pesquet nutzt als erster Astronaut ein mobiles Dosimeter, das die Strahlungsdosis sofort anzeigt.

Astronaut Thomas Pesquet an Bord der Inter­nationalen Raumstation ISS nutzt erstmals ein neues Strah­lungsmess-System, das ihm ohne Zeit­verzögerung anzeigt, wie hoch seine Strahlungs­dosis gerade ist. Je nach Qualität der Strahlung errechnet das Gerät sofort die Wirkung auf lebendes Gewebe. Bisher konnten Astronauten diese Informationen nicht selbst abrufen, denn die Auswertung der Daten erfolgte erst nach der Rückkehr zur Erde. Ein Herzstück des mobilen Personen­dosimeters sind zwei Silizium-Halbleiter­detektoren, deren konzep­tioneller Aufbau und Auswerte­algorithmus maßgeblich in der Physi­kalisch-Technischen Bundes­anstalt PTB entwickelt wurde. Das Personen­dosimeter ist Teil eines Gemeinschaftprojektes unter der Leitung des Deutschen Luft- und Raumfahrt­zentrums.

Abb.: Die mobilen Personendosimeter sind deutlich kleiner als eine Zigarettenpackung und werden vom Astronauten in einer kleinen Tasche am Gürtel getragen. (Bild: ESA)

Das neue Strahlungs­mess-System trägt den etwas sperrigen Namen EuCPAD – European Crew Personal Active Dosimeter – und wurde im Auftrag der Euro­päischen Raumfahrt­organisation (ESA-GSTP) entwickelt. Es soll nicht nur Thomas Pesquet sofortige Informationen über seine Strahlungs­exposition liefern, sondern auch Wissen­schaftler mit Daten versorgen, die für künftige Raumfahrt­missionen wichtig sind. Denn die Strahlung im Weltraum ist einer der Faktoren, die Langzeit­missionen des Menschen im All bisher begrenzen. Daher brauchen Forscher Antworten auf die Fragen: Wie hoch ist die Strahlung in den unter­schiedlichen Modulen der ISS und welche Schwankungen gibt es? Wie setzt sie sich zusammen? Denn innerhalb der ISS sind nicht nur kosmische und solare Strahlung messbar, sondern auch jene Teilchen­schauer, die beim Aufprall von ioni­sierender Strahlung auf die Hülle der ISS entstehen.

EuCPAD besteht aus einem kleinen Dosimeter, das der Astronaut am Körper trägt, und einer Speicher­einheit – so groß wie ein kleiner Handgepäck-Koffer, mit Metall­gehäuse und Display. Hier sichert Thomas Pesquet einmal wöchentlich die Daten, die sein Personen­dosimeter ermittelt hat, und lädt es neu auf. Vor allem aber enthält die Speicher­einheit einen gewebe­äquivalenten Propor­tional­zähler. Dies ist ein Ionisations­detektor, der die Eigen­schaften von menschlichem Gewebe simuliert. Seine Funktion ist ähnlich wie die des mobilen Dosi­meters am Körper des Astro­nauten: Er soll die Äquivalent­dosis (Energie­dosis multipliziert mit Qualitäts­faktor für Strahlen­qualität) bestimmen. Der Abgleich der Daten des Dosimeters einerseits und des Proportional­zählers anderer­seits veri­fiziert die gemessenen Daten.

PTB / JOL

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