Ein Leben für den Laser
Aachener Ingenieurpreis für Berthold Leibinger.
Die RWTH Aachen und die Stadt Aachen haben Berthold Leibinger für sein Lebenswerk mit dem Aachener Ingenieurpreis ausgezeichnet. Der passionierte Ingenieur und visionäre Vordenker aus dem schwäbischen Ditzingen hat maßgeblich dazu beigetragen, die Lasertechnik in Deutschland zu etablieren und weiterzuentwickeln.
Abb.: Oberbürgermeister Marcel Philipp (links), Hubert Herpers, Vorsitzender der Sparkasse Aachen (zweiter von rechts), und RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg (rechts) gratulierten dem Preisträger Berthold Leibinger (zweiter von links, Bild: RWTH).
Laudator Reinhart Poprawe, Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Lasertechnik, fasst das Wesen des Ingenieurs im Allgemeinen und das Leben und Wirken Leibingers im Besonderen zusammen: „Ein guter Ingenieur ist fleißig, neugierig und ehrfürchtig vor der Natur. Und er kombiniert wohlgeordnete Erkenntnis mit Technik.“ Diese Eigenschaften könne man insbesondere dem Preisträger zuschreiben. Dessen Lebensmotto zitierte Poprawe: „Irgendwann wurde mir klar, dass wir auf der Welt sind, um etwas zu tun.“
Das hat Leibinger mit Energie und Zielstrebigkeit umgesetzt. Er begann eine Lehre bei der Firma Trumpf und studierte parallel dazu Maschinenbau an der Technischen Hochschule Stuttgart. Bei Trumpf entwickelte er neue Maschinen und führte Ende der 1970er Jahre den Laser als Werkzeug zum Schneiden und Schweißen ein. Dazu entwickelte er immer leistungsfähigere und präzisere Laser. Als Teilhaber der Firma Trumpf baute er das Unternehmen zu einem weltweit erfolgreichen Werkzeugmaschinen-Hersteller aus. Dass heute 40 Prozent aller Laser weltweit in Deutschland produziert werden, ist auch das Verdienst Leibingers.
Poprawe bescheinigte Leibinger nicht nur technischen Genius: Er verstehe Technik immer auch als Teil unserer Kultur. Er scheue keinen Aufwand, den Dingen bis ins Detail nachzugehen, dazu sei er „asketisch, fokussiert, unprätentiös“. Deshalb dürfe man auf Leibinger eine alte Bezeichnung anwenden, die man im 19. Jahrhundert für Ingenieure verwandte: Er sei ein wahrer Kunstmeister.
Mit dem erstmals verliehenen Aachener Ingenieurpreis wollen die RWTH und die Stadt Aachen ein Signal vor allem an junge Menschen aussenden, betonte Oberbürgermeister Marcel Philipp. Die Lebensleistung des ersten Preisträgers führe gerade den Absolventen der Ingenieurwissenschaften beispielhaft vor, dass man für Erfolg Ehrgeiz und Esprit brauche. Die Vorbildfunktion des Preisträgers und der neuen Auszeichnung hob auch RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg hervor, zugleich Sprecher des Beirats, der die Preisträger auswählt. Mit Leibinger sei ein würdiger Vertreter gefunden worden, der Chancen erkannt und sie in seinem Unternehmen auch mit höchstem Erfolg zur Anwendung gebracht habe.
Berthold Leibinger nahm den neuen Preis in Form einer Skulptur, bestehend aus kreuzenden Stahl-Ellipsen, beeindruckt entgegen. Zur RWTH habe er stets eine besondere Beziehung gehabt, sei es durch die Teilnahme an Kolloquien oder durch Einladungen, selbst Vorträge in Aachen zu halten. Bei der Entwicklung eigener Laser vor etwa 40 Jahren habe man die Unterstützung der Wissenschaft gebraucht. Die deutsche Laserindustrie sei von Aachen aus inspiriert und begleitet worden. Heute stünden deutsche Unternehmen im harten internationalen Wettbewerb vor allem mit der neuen Konkurrenz aus China. Die RWTH und der Standort Aachen spielten hier eine große Rolle, sich den Herausforderungen zu stellen.
RWTH / RK