13.09.2019

Ein nachhaltiger Kosmos

Am 14. September gilt es, den 250. Geburtstag des Forschungsreisenden und Universalgelehrten Alexander von Humboldt zu feiern.

Die Veranstaltungen zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts (1769 – 1859) sind ähnlich umfangreich und vielfältig wie das Leben und Werk des großen Naturforschers und Weltbürgers. Dieser hat in fast allen Disziplinen erfolgreich geforscht oder neue Disziplinen wie etwa die Pflanzengeographie und Klimakunde maßgeblich geprägt.

Zum eigentlichen Geburtstag am 14. September erreichen die Feierlichkeiten natürlich ihren Höhepunkt. Unter dem Titel „250 Jahre jung! Zum Geburtstag von Alexander von Humboldt“ würdigen das Humboldt Forum und das Goethe-Institut am 13. und 14. September die weltweite Aktualität der Ideen und Einsichten Alexander von Humboldts mit einem dichten Programm aus Ausstellungen, Installationen, Performances, Vorträgen und Gesprächen. Daran sind Künstlerinnen und Experten aus Orten beteiligt, in die von Humboldt gereist ist und wo er nachhaltig gewirkt hat, beispielsweise Berlin, Bogotá, Lima, London, Mexiko-Stadt, Nowosibirsk, Potsdam, Quito und das Amazonasgebiet.

Einblicke in die Sichtweisen der beitragenden Künstlerinnen und Experten werden ab 13. September in Form von Interviews, Filmen, Bildern und Beiträgen im Rahmen eines Web-Dossiers zur Verfügung stehen. Dabei geht es um verschiedene Fragen: Wie lässt sich mit Virtual Reality der humboldtsche Kosmos erleben? Was können wir von indigenem Wissen lernen und welche Rolle spielt Alexander von Humboldt für die zeitgenössische künstlerische Praxis?

Zum weiteren Programm gehören unter anderem mehrere 360°-Filme, die Alexander von Humboldts Reiseroute in Kolumbien und Ecuador nachvollziehen, eine partizipative Erlebnisinstallation für Familien sowie Virtual-Reality-Stationen, in denen das Publikum auf Humboldts Spuren wandeln und indigene Perspektiven kennenlernen kann.

Die Humboldt-Universität hatte den 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt vom 28. bis 30. August mit der englischsprachigen KOSMOS Conference gefeiert. Dort trafen sich 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen aus aller Welt, um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen kritisch und konstruktiv zu beleuchten und zu debattieren, angelehnt an Humboldts Weltsicht. Er betrachtete die Welt aus einer damals neuen globalen Perspektive, in der natürliche und kulturelle Gegebenheiten miteinander verknüpft sind und in gegenseitiger Abhängigkeit stehen.

Rund hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz unterzeichneten ein Memorandum, in dem sie Gesellschaft, Wirtschaft, Recht und Politik aufforderten, das zentrale Versprechen des 21. Jahrhunderts für eine nachhaltige und sozial gerechte Entwicklung einzuhalten. Dabei dürfe die Dimension des notwendigen Wandels nicht allein auf die dringende Überwindung der globalen Klimakrise verkürzt werden. Neben dem vom Menschen verursachten Klimawandel gehe es auch darum, gegen den Verlust der biologischen Vielfalt, die Überfischung der Meere, die Überbeanspruchung der Süßwasserressourcen sowie Überdüngung und Bodendegradation vorzugehen. All diese Probleme seien voneinander abhängig und keines lasse sich lösen, wenn die anderen übersehen werden.

Mit den Geburtstagsfeierlichkeiten sind die Veranstaltungen zu Alexander von Humboldt selbstverständlich noch nicht zu Ende. Bis Ende November finden an der Humboldt-Universität beispielsweise noch weitere „Kosmos-Lesungen“ statt, in denen internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Themen aus Alexander von Humboldts berühmten Vorträgen von 1827/28 aufgreifen und aus aktueller Sicht behandeln. Die große Ausstellung über die Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt ist noch bis zum 19. April im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen.

Auch das Web-Angebot bietet über das Jubiläumsjahr hinaus reichhaltige Möglichkeiten, sich mit dem Leben und Werk des Naturforschers zu beschäftigen. Speziell die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften macht online umfangreiche Informationen zu Alexander von Humboldt zugänglich, etwa mit der digitalen Erschließung seiner Schriften oder in Form einer ausführlichen Chronologie seines langen Lebens.

Wie hätte wohl von Humboldt selbst auf all die Feierlichkeiten reagiert? Vielleicht mit Worten wie diesen aus einem Brief vom 29. Juni 1795 an den Mediziner und Naturforscher Samuel Thomas Soemmerring: „Wie innig […] freue ich mich über den Beifall, den sie meiner Arbeit schenken. Dieser Beifall […] reizt mich zur genaueren Ausarbeitung desselben.“

Alexander Pawlak

 

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