10.01.2014

Ein Physiker mit Talent fürs Schreiben

Das historische Rätsel von Physik in unserer Zeit stellt dieses Mal einen Physiker mit vielen Talenten, aber auch einigen Schrullen vor. Wir verlosen drei wertvolle Buchpreise.  

Er stammte vom Lande: Bauern, Steinmetze und auch mal ein Dorfsheriff finden sich unter seinen Vorfahren. Es ist ein hartes Leben, das sie führen: Der Vater stirbt mit 41, ein Großteil der Geschwister des Gesuchten wird schon in der Kindheit von Krankheiten dahingerafft. Nur ein Bruder überlebt. Der Gesuchte selbst arbeitet sich nach oben.

Er packt auf der Farm an, bevor er sich als Hilfslehrer verdingt und das College besucht. „Das einzige echte Talent, das ich auf dem College gezeigt habe (wenn überhaupt), war das fürs Schreiben. Ich war während meines Redaktionsjahres wohl der produktivste Redakteur der College-Zeitung“, behauptet er später. Und dass er danach Physik studiert, liegt nicht etwa an einer besonderen Neigung fürs Fach: „Vielleicht hätte ich besser Jura studiert, hätte ich mich nicht selbst für unfähig gehalten, eine Sache zu vertreten, an die ich nicht glaube. Ich habe mich den Naturwissenschaften zugewandt, weil das fortschrittlich war und meinen Standards von intellektueller und moralischer Integrität genügte.“ Kurz gesagt: Physik ist irgendwie cool.

Und tatsächlich verbindet man seinen Namen heute mit sehr kalter Physik, auch wenn seine Entdeckung noch bei Raumtemperatur und nicht fraktioniert und quantisiert stattfand. Doch seine Beobachtung, dass sich in einem Stück Metall, das in ein Magnetfeld eingebracht wird, eine Spannung an den Seiten aufbaut, wenn bewegte Elektronen darin abgelenkt werden, eröffnet den Weg zur Konstruktion von Sonden, mit denen sich Magnetfelder künftig elegant vermessen lassen. Bis zu modernen Leseköpfen in Festplatten ist es zu seiner Zeit noch ein langer Weg.

Zunächst wird der Effekt erst Bestandteil der Doktorarbeit und macht ihren Autor nicht nur bekannt, sondern verschafft ihm auch Stipendien und Assistentenstellen: erst an der John Hopkins University, dann in Harvard. Kurz kommt er auch nach Deutschland, um bei Helmholtz seinen Effekt an weiteren Metallen zu überprüfen.

Nach seiner Rückkehr lehrt er wieder in Harvard, zur Freude seiner Studenten. Bis zu seiner Emeritierung steht er im Hörsaal, rudert in der College-Mannschaft, verfasst Artikel über das athletische Leben und dessen Nutzen und engagiert sich für die Gesellschaft – zum Beispiel als erster freiwilliger Polizist während eines Streiks bei der Bostoner Polizei. Immer wieder frönt er auch seinem alten Vergnügen, dem Schreiben und tobt sich auch gerne mal auf der Leserbriefseite des Boston Herald aus.

Nur in der physikalischen Forschung hört man nach seiner Entdeckung wenig von ihm und das, obwohl er bis wenige Wochen vor seinem Tod im Labor steht. Über Jahrzehnte hinweg testet er immer wieder seinen Effekt bei unterschiedlichen Metallen und versucht sich auch an thermoelektrischen Effekten – doch der zweite große Durchbruch bleibt aus.

Andreas Loos, FU Berlin

Wer war der Physiker mit Talent fürs Schreiben? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder per Email an: thomas@buehrke.com. Absender bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.2.2014. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Wo Menschen und Teilchen aufeinanderstoßen von Michael Krause.

Das Rätsel ist erschienen in der aktuellen Ausgabe von Physik in unserer Zeit.

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