13.11.2015

Eine Schweizer Kamera für den roten Planeten

ExoMars-Kamera Cassis soll hochauflösende Stereobilder ausgewählter Regionen liefern.

In Rekordzeit haben Forscher der Uni Bern eine hoch­präzise Weltraum-Kamera entwickelt und gebaut. Das Gerät soll an Bord der ESA-Raumsonde ExoMars im März 2016 in Richtung Mars starten. Am 9. November verließ die Kamera namens Cassis – Colour and Stereo Surface Imaging System – die Schweiz in Richtung Frankreich, wo sie auf dem Gelände von Thales-Alenia Space in Cannes auf den ExoMars Trace Gas Orbiter TGO der Mission ExoMars montiert wird. Am 12. März 2016 soll die TGO-Sonde dann vom Weltraum­bahnhof Baikonur in Kasachstan ins All starten und den Planeten Mars im Oktober 2016 erreichen.

Abb.: Cassis wird für den Test in der Vakuumkammer vorbereitet. Diese simuliert die Kälte des Weltalls. (Bild: U. Bern)

Cassis wurde so konzipiert, dass sie andere Kameras, die den roten Planeten bereits umkreisen, ergänzt, indem sie hoch­auflösende Stereo­bilder spezieller Ziele liefert. Außerdem wird sie anderen Instrumenten auf der TGO-Sonde helfen, auf der Mars-Ober­fläche nach den Quellen von Gasen wie Methan zu suchen. „Cassis ist das beste System, das wir mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bauen konnten“, sagt der Leiter des Berner Cassis-Teams, Nicolas Thomas. „Aus etwa einhundert Kilo­metern Entfernung könnten wir mit dieser Kamera ein Auto präzise abbilden – in Farbe und Stereo.“ Eines der Ziele des Projekts ist es, Veränderungen auf dem Mars zu beobachten, wie Thomas erläutert: „Wir wissen inzwischen, dass sich die Mars­oberfläche ständig verändert und nun haben wir das Werkzeug, um diese Veränderungen verfolgen zu können.“

Ursprünglich war das Team um Thomas von der NASA ausge­wählt worden, ein Schweizer Teleskop für eine amerika­nische Kamera zu liefern, die auf die TGO-Sonde montiert werden sollte. „Leider waren unsere amerika­nischen Partner gezwungen, aus dem Projekt auszu­steigen“, so Thomas, „aber ExoMars ist so wichtig für Europa, dass das Projekt trotzdem fort­ge­setzt wurde. Die ESA hat uns gebeten, die Führung bei der Entwicklung der Kamera zu über­nehmen und das gesamte System zu bauen.“ Cassis-Projekt­managerin Ruth Ziethe ergänzt: „Es war eine große Heraus­forderung, die Kamera recht­zeitig fertig zu stellen. Wir hatten nur 27 Monate Zeit – normaler­weise rechnet man mit 38 Monaten für ein derart kompli­ziertes Instrument. Das Team der Uni Bern und unsere Partner haben unglaub­lich hart gearbeitet, um recht­zeitig zum Start­termin fertig zu werden.“ Cassis wurde in Zusammen­arbeit mit der italienischen Raumfahrt­agentur und dem Space Research Center in Warschau sowie mit Unter­stützung aus der Schweizer, der italienischen und der ungarischen Industrie entwickelt.

Wenn die Sonde die Umlaufbahn des Mars erreicht, wird sie abge­bremst und in einen tiefen Orbit etwa vier­hundert Kilometer über der Oberfläche des Planeten gelenkt. „Dieser Prozess dauert etwa ein Jahr, so dass wir die besten Daten ab Mitte 2017 erwarten“, erklärt Thomas. Cassis beginnt dann, nach Hinweisen auf flüssiges Wasser auf der Mars­oberfläche zu suchen sowie nach Quellen von Spuren­gasen, die sowohl für die geo­logische als auch die bio­logische Erforschung des Mars von Bedeutung sein könnten.

UB / RK

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