Eine Schweizer Kamera für den roten Planeten
ExoMars-Kamera Cassis soll hochauflösende Stereobilder ausgewählter Regionen liefern.
In Rekordzeit haben Forscher der Uni Bern eine hochpräzise Weltraum-Kamera entwickelt und gebaut. Das Gerät soll an Bord der ESA-Raumsonde ExoMars im März 2016 in Richtung Mars starten. Am 9. November verließ die Kamera namens Cassis – Colour and Stereo Surface Imaging System – die Schweiz in Richtung Frankreich, wo sie auf dem Gelände von Thales-Alenia Space in Cannes auf den ExoMars Trace Gas Orbiter TGO der Mission ExoMars montiert wird. Am 12. März 2016 soll die TGO-Sonde dann vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All starten und den Planeten Mars im Oktober 2016 erreichen.
Abb.: Cassis wird für den Test in der Vakuumkammer vorbereitet. Diese simuliert die Kälte des Weltalls. (Bild: U. Bern)
Cassis wurde so konzipiert, dass sie andere Kameras, die den roten Planeten bereits umkreisen, ergänzt, indem sie hochauflösende Stereobilder spezieller Ziele liefert. Außerdem wird sie anderen Instrumenten auf der TGO-Sonde helfen, auf der Mars-Oberfläche nach den Quellen von Gasen wie Methan zu suchen. „Cassis ist das beste System, das wir mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bauen konnten“, sagt der Leiter des Berner Cassis-Teams, Nicolas Thomas. „Aus etwa einhundert Kilometern Entfernung könnten wir mit dieser Kamera ein Auto präzise abbilden – in Farbe und Stereo.“ Eines der Ziele des Projekts ist es, Veränderungen auf dem Mars zu beobachten, wie Thomas erläutert: „Wir wissen inzwischen, dass sich die Marsoberfläche ständig verändert und nun haben wir das Werkzeug, um diese Veränderungen verfolgen zu können.“
Ursprünglich war das Team um Thomas von der NASA ausgewählt worden, ein Schweizer Teleskop für eine amerikanische Kamera zu liefern, die auf die TGO-Sonde montiert werden sollte. „Leider waren unsere amerikanischen Partner gezwungen, aus dem Projekt auszusteigen“, so Thomas, „aber ExoMars ist so wichtig für Europa, dass das Projekt trotzdem fortgesetzt wurde. Die ESA hat uns gebeten, die Führung bei der Entwicklung der Kamera zu übernehmen und das gesamte System zu bauen.“ Cassis-Projektmanagerin Ruth Ziethe ergänzt: „Es war eine große Herausforderung, die Kamera rechtzeitig fertig zu stellen. Wir hatten nur 27 Monate Zeit – normalerweise rechnet man mit 38 Monaten für ein derart kompliziertes Instrument. Das Team der Uni Bern und unsere Partner haben unglaublich hart gearbeitet, um rechtzeitig zum Starttermin fertig zu werden.“ Cassis wurde in Zusammenarbeit mit der italienischen Raumfahrtagentur und dem Space Research Center in Warschau sowie mit Unterstützung aus der Schweizer, der italienischen und der ungarischen Industrie entwickelt.
Wenn die Sonde die Umlaufbahn des Mars erreicht, wird sie abgebremst und in einen tiefen Orbit etwa vierhundert Kilometer über der Oberfläche des Planeten gelenkt. „Dieser Prozess dauert etwa ein Jahr, so dass wir die besten Daten ab Mitte 2017 erwarten“, erklärt Thomas. Cassis beginnt dann, nach Hinweisen auf flüssiges Wasser auf der Marsoberfläche zu suchen sowie nach Quellen von Spurengasen, die sowohl für die geologische als auch die biologische Erforschung des Mars von Bedeutung sein könnten.
UB / RK