21.09.2006

Endlich am Ziel

Die US-Unternehmerin Anousheh Ansari lächelt auf der ISS. Sie ist die erste Weltraumtouristin.

 

Moskau (dpa) - Ein Traum wurde wahr: Als sich die Luke der Sojus-Kapsel am Mittwoch gegen 10.34 Uhr MESZ öffnete, schwebte die US-Unternehmerin Anousheh Ansari als erste in die internationale Raumstation ISS. Ihre männlichen Begleiter Michail Tjurin und Michael Lopez-Alegria hatten der ersten Weltraumtouristin den Vortritt gelassen.

Der Deutsche Thomas Reiter und seine Mitbewohner Pawel Winogradow aus Russland und Jeffrey Williams aus den USA nahmen Ansari an Bord der ISS in Empfang. Drei Minuten früher als geplant hatte die Sojus- Kapsel um 7.21 Uhr MESZ problemlos an der ISS angedockt.

Kurz darauf funkte die ISS das erste Gruppenbild mit der Weltraumtouristin zur Erde. «Glückwunsch zum Start und zum erfolgreichen Andocken!», rief Ansaris Mann Hamid ihr von der russischen Flugleitzentrale nahe Moskau aus zu. «Anousheh, die ganze Welt schaut auf Dich!» «Du hast es möglich gemacht!» gab die gebürtige Iranerin zurück, die 40-Jährige schien ihr Glück noch gar nicht fassen zu können.

Schon als Mädchen hatte Ansari von einer Reise zu den Sternen geträumt. Mit 18 Jahren verließ sie 1984 ihre Heimat Iran, um in den USA Elektrotechnik und Informatik zu studieren. Mitten im Börsenboom verkaufte die Geschäftsfrau im Jahr 2000 ihre Internetfirma Telecom Technologies und war mit einem Schlag um 750 Millionen Dollar reicher. Nun löste sie für 20 Millionen US-Dollar (15,9 Millionen Euro) das Ticket, das ihren Kindheitstraum erfüllt.

Auf ihrem Raumanzug trägt Ansari neben der US-Flagge auch die iranische Fahne. Hunderte Iraner beglückwünschten sie auf ihrer Internetseite zu ihrem kosmischen Abenteuer. «Ich wollte nur sagen, wie stolz ich bin, dass eine Iranerin so weit gekommen ist», schrieb eine Landsfrau Ansari ins Tagebuch. «Jedes Mal wenn ich Ihre Bilder im Fernsehen sehe, kann ich meine Freudentränen nicht zurückhalten.»

Viel Zeit, ihr Abenteuer zu genießen, blieb Ansari am Mittwoch nicht. Gleich nach ihrer Ankunft wurde sie zusammen mit dem russischen Kosmonauten Tjurin und dem Amerikaner Lopez-Alegria in die Notfallabläufe an Bord eingewiesen. «Die Astronauten müssen genau wissen, auf welchem Weg sie in die Rettungskapsel gelangen», erklärte ein Sprecher der russischen Raumfahrtbehörde die Standardprozedur. Dann hieß es erstmal auspacken.

Tjurin und Lopez-Alegria werden Jeffrey Williams und Pawel Winogradow als 14. Langzeitbesatzung auf der ISS ablösen. Der Deutsche Astronaut Reiter kehrt erst im Dezember mit einem US-Shuttle zur Erde zurück. An Bord des Sojus-Raumschiffs haben sie neben Forschungsgeräten auch frisches Obst und Gemüse für die ISS-Crew mitgebracht.

Ansari wird kaum Zeit für Müßiggang an Bord der ISS haben. Noch am Mittwoch sollte die Multimillionärin ihr Forschungsprogramm beginnen. Sie wird auf der ISS unter anderem den Einfluss der kosmischen Strahlung auf den menschlichen Körper untersuchen.

Nach ihrem gut einwöchigen Besuch auf der ISS kehrt Ansari mit den beiden Astronauten Williams und Winogradow zur Erde zurück, die seit April im All sind. Das Wichtigste dabei sei, dass jeder seinen eigenen Raumanzug trage und niemand verwechsle, wer an Bord der ISS bleibt und wer zurückkehrt, scherzte der Chef der russischen Flugleitzentrale, Wladimir Solowjow. Finden alle drei wie erwartet ihre Plätze in der Sojus-Kapsel, ist am 29. September der Traum von den Sternen für Ansari schon zu Ende geträumt.

Erik Albrecht, dpa

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