01.09.2016

Endlich frei?

Der zu 10 Jahren Haft verurteilte iranische Physiker Omid Kokabee ist auf Bewährung frei.

Omid Kokabee im Jahr 2011 vor seiner Verhaftung (Foto: O. Kokabee)

Der inhaftierte iranische Physiker Omid Kokabee ist auf Bewährung frei, nachdem er die Hälfte seiner 10-jährigen Haftstrafe verbüßt hat. 2011 war der damals 29-Jährige festgenommen worden, als er von einem Besuch bei seiner Familie im Iran wieder in die USA zurückkehren wollte. An der University of Texas hatte er im Bereich der Laserphysik promoviert. Die iranischen Behörden warfen ihm „Kontakt mit einem feindlichen Land“ vor. Er selbst erklärte, dass seine Weigerung, am iranischen Atomprogramm mitzuarbeiten, Grund für seine Verurteilung gewesen sei.

Weltweit haben sich zahlreiche Organisationen für Kokabees Freilassung eingesetzt und sich mit Petitionen an das iranische Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Chamenei gewandt. Ein Aufruf der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurde von rund 14.000 Menschen unterzeichnet, darunter 31 Physik-Nobelpreisträger wie Wolfgang Ketterle oder Klaus von Klitzing. All diese Initiativen blieben allerdings erfolglos.

Im Oktober 2014 hatte eine Abteilung des Obersten Gerichtshofs des Iran dem Antrag von Omid Kokabee auf ein neues Verfahren stattgegeben. In seiner Entscheidung machte der Gerichtshof deutlich, dass die gegen Kokabee erhobenen Vorwürfe nicht gerechtfertigt seien. So gebe es derzeit keine Regierungen, die dem Iran feindselig gegenüber stünden, sodass der Vorwurf, Kontakt zu einer feindlichen Regierung gehabt zu haben, ungerechtfertigt sei. Doch das Berufungsgericht hob im Januar 2015 die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs auf und verurteilte Omid Kokabee erneut zu zehn Jahren Haft.

Während seiner Haft im Teheraner Evin-Gefängnis war es Kokabee immerhin möglich, einige wissenschaftliche Veröffentlichungen einzureichen. Für seine Weigerung, sich an physikalischer Forschung für militärische Zwecke zu beteiligen, erhielt Kokabee den Sacharow-Preis der American Physical Society und den „Scientific Freedom and Responsibility Award“ der American Association for the Advancement of Science (AAAS).

Aufgrund der Haftbedingungen litt der iranische Physiker zunehmend unter gesundheitlichen Problemen. Schließlich wurde bei ihm Nieren-Krebs diagnostiziert. Im Mai dieses Jahres durfte er das Gefängnis verlassen, um sich in einem Krankenhaus der dringend notwendigen Behandlung zu unterziehen. Der gewährte Freigang musste allerdings alle zwei Wochen erneut bestätigt werden.

Nun hoffen die Angehörigen und Unterstützer, dass Omid Kokabee wieder in die USA zurückkehren darf. Noch besteht die Möglichkeit, dass die iranische Justiz die Bewährung wieder aufhebt und Kokabee den Rest seiner Haftstrafe doch noch im Gefängnis verbüßen muss.

Alexander Pawlak

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