25.04.2014

Erasmus mit plus

Das neue europäische Bildungsprogramm Erasmus+ soll mehr Mittel und Möglichkeiten für Auslandssemester bieten.

Was es heißt, als Akademiker mobil zu sein, bewies bereits der große Denker und Humanist Erasmus bereits (1466 bis 1536). Er wuchs in den Niederlanden auf, studierte in Paris, promovierte in Turin, und arbeitete und lehrte in Cambridge, Löwen, Freiburg und Basel. Kein Wunder also, dass das 1987 gestartet Erasmus-Programm nach ihm benannt wurde. Es soll jungen Menschen ermöglichen, auch im Ausland zu studieren oder ein Praktikum zu absolvieren. Erasmus war Teil des europäischen Lifelong Learning Programme (LLP, 2007 bis 2013), das als weitere Säulen Comenius für Schüler, Leonardo für Auszubildende und Grundtvig für Erwachsenenbildung umfasste.

Seit Anfang 2014 ersetzt Erasmus+ nun LLP und soll die Teilprogramme besser aufeinander abstimmen sowie zusätzlich das Freiwilligenprogramm „Jugend in Aktion“ integrieren. Insgesamt sollen rund 4 Millionen Europäer in den nächsten sieben Jahren außerhalb ihres Heimatlandes studieren, eine Ausbildung absolvieren oder als Freiwillige arbeiten können. Über den gesamten Programmverlauf bis 2020 können geschätzt bis zu 275.000 Studierende aus Deutschland gefördert werden.

In Deutschland ist Erasmus+ mit einer nationalen Auftaktveranstaltung in Berlin am 24. und 25. April gestartet. Fünf parallele Fachforen stellten die Grundzüge des neuen Programms in den verschiedenen Bereichen Schulbildung, Jugendpolitik und Jugendarbeit, Berufsbildung, Hochschulbildung und Erwachsenenbildung vor. Eine Feierstunde mit EU-Kommissarin Androulla Vassiliou und Bundesministerin Johanna Wanka würdigte die bisherigen Erfolge des Vorgängerprogramms.

In Deutschland kamen bis 2012 rund 400.000 Studierende in den Genuss einer Erasmus-Förderung. Für 2013 vermeldete das BMBF stolze 35.000 Geförderte, die in 32 europäischen Ländern studierten. Dieser Rekordmarke steht allerdings eine ebenfalls stark gestiegene Studierendenzahl gegenüber. Die meisten Förderstudenten kamen von der TU München. Besonders gefragte Ziele sind Spanien, Frankreich und Großbritannien.

Das Programm Erasmus+ ist für den Zeitraum 2014 bis 2020 mit einem 40 Prozent höheren Etat von 14,8 Milliarden Euro ausgestattet, auf den Bereich Hochschulbildung soll rund ein Drittel der Mittel entfallen. Für die Umsetzung von Erasmus+ im Bereich der Hochschulbildung ist die Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit beim DAAD zuständig.

Neu ist, dass Studierende künftig auch bei Bachelor und Master unterstützt werden können. Bisher war die Förderung auf einen Abschluss begrenzt. Damit wird es möglich, nach dem Aufenthalt an einer ausländischen Universität auch noch an eine Universität in einem anderen Land zu wechseln. Erasmus+ bietet Studenten für einen kompletten Master-Studiengang im Ausland günstige Kredite von bis zu 18.000 Euro – rückzahlbar, wenn die Darlehensnehmer einen Job haben.

Insgesamt soll das Bewerbungsverfahren in Erasmus+ einfacher ausfallen und weniger bürokratische Hemmnisse haben. Dies dürfte gerade nach der flächendeckenden Umstellung auf die neuen Abschlüsse Bachelor/Master nötig sein. Durch das Bachelor-Studium habe sich die Zeit für Auslandsaufenthalte nämlich gewaltig verkleinert. Darauf hat die Physikerin Cornelia Denz, Pro­rektorin für Internationales und Wissenschaftlichen Nachwuchs der ­Universität Münster, in einem Meinungsbeitrag für das Physik Journal hingewiesen.

Zurzeit beteiligen sich die 28 Mitgliedstaaten der EU sowie Island, Norwegen, Liechtenstein, die Türkei und die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien an Erasmus+. An der internationalen Mobilität und Zusammenarbeit im Hochschulbereich können sich auch Drittstaaten beteiligen.

Das Programm unterstützt nicht nur junge Menschen und Lernende dabei, beschäftigungsrelevante und interkulturelle Kompetenzen zu erwerben, sondern ist auch gedacht, um die europäische sowie internationale Bildungszusammenarbeit zu fördern und den teilnehmenden Ländern bei der Modernisierung ihrer Bildungssysteme und der Jugendarbeit zu helfen. Mit Blick auf die kommende Europawahl betonte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka: „Erasmus+ steht für ein offenes, durchlässiges, tolerantes und miteinander lernendes Europa.“

Alexander Pawlak

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