01.10.2008

Erfolgreicher Lockruf

Japanischer Spitzenphysiker kommt nach Garching



Japanischer Spitzenphysiker kommt nach Garching

Millionen Japaner beneiden ihn sicher glühend, dass er rechtzeitig zum Oktoberfest in München ist. Doch Prof. Toshi Tajima hat die bayerische Landeshauptstadt nicht angesteuert, um zu feiern. Grund für seinen Aufenthalt ist eine Gastprofessur am Exzellenzcluster „Munich-Centre for Advanced Photonics“ (MAP), die er in Garching angetreten hat. Tajima ist der Erfinder der Laserbeschleunigung und Gründungsvater des japanischen Photo Medical Research Centre (PMRC). Er wird mindestens ein Jahr seine Erfahrung in den Exzellenzcluster einbringen.

Tajima gründete das Kansai Photon Science Institute in Kansai und ist seit 2002 auch dessen Direktor. Kansai liegt nahe der Metropole Kyoto, ist aber keine Stadt im eigentlichen Sinn. Die Einrichtung wurde gegründet, um der japanischen Forschung, Kunst und Wissenschaft einen eigenen Raum zu geben und der Industrie neue Impulse zu verschaffen. Kansai beherbergt einige Universitäten und konzentriert viele renommierte Forschungsinstitute aus den Bereichen Physik, Information und Kommunikation. So ist Kansai durchaus mit dem Forschungscampus Garching vergleichbar.

Begonnen hat Tajimas wissenschaftliche Laufbahn mit dem Studium der Physik in Japan. Danach ging er in die USA, um dort mehr als 30 Jahre an den Universitäten in Los Angeles und Austin zu forschen. Der amerikanische Staatsbürger ist heute einer der weltweit bekanntesten Plasmaphysiker. Entsprechend stolz sind die MAP-Wissenschaftler, dass es ihnen gelungen ist, Tajima an die Isar zu locken. Er selbst wiederum findet die Kombination von Präzision und Spitzenforschung in Garching „extrem aufregend und unwiderstehlich“. Er will sich während seines einjährigen Gastaufenthalts besonders den medizinischen Anwendungen der Laserbeschleunigung widmen und sich an der Schnittstelle zwischen Laser und Beschleuniger engagieren. Laser sind für ihn in vieler Hinsicht Hoffnungsträger: „Auf lange Sicht wird die laserbetriebene Protonentherapie zum Standard in der Bekämpfung von Krebs und vielen degenerativen Erkrankungen wie Arthrose und der altersabhängigen Makuladegeneration“, sagt er. Laser und Teilchenbeschleuniger seien die zwei wichtigsten Geräte des 21. Jahrhunderts. Die Kombination aus verbesserten Lasern und bewährten Techniken der Teilchenbeschleunigung werde seiner Meinung nach ein neues Zeitalter der Technologie und Erkenntnis einläuten. Zusammen mit MAP-Physikern wird er in nächster Zukunft auch an einer Trennung radioaktiver Isotope arbeiten, die eine effiziente Endlagerung von Reaktorabfällen ermöglicht.



Abb.: Prof. Dietrich Habs (Sprecher des Exzellenzclusters, links) und Prof. Ferenc Krausz (Stellvertretender Sprecher, rechts) begrüßen das Forscherpaar aus Japan.



Gemeinsam mit Tajima wird auch seine Frau, Prof. Fumiko Tajima, ein Sabbatjahr in München verbringen und eine Gastprofessur antreten. Sie ist Geologin und Spezialistin für seismologische Untersuchungen in der Universität von Hiroshima. Nach München bringt sie viele Messdaten aus Japan mit, die sie am Lehrstuhl von Prof. Hans-Peter Bunge mit Hilfe der Münchener Kompetenz in komplexen Großrechnern zu einem umfassenden Modell der Erdstruktur und ihrer Dynamik verweben wird.

Das „Munich-Centre for Advanced Photonics“ (MAP) ist ein interdisziplinär zusammengesetzter DFG-Exzellenzcluster mit internationalen Beziehungen, der die Laser der nächsten Generation entwickelt und einige der möglichen Anwendungsfelder erarbeitet und prüft. Partner im Cluster sind die beiden Münchner Universitäten und mehrere Institute der Max-Planck-Gesellschaft sowie Siemens Healthcare.




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