Erlanger Fraunhofer-Institute feiern 25. Geburtstag
Einen mp3-Player hat heute fast jeder - dass der Standard in Erlangen entwickelt wurde, wissen hingegen nur wenige. Am 20. Juli 2010 feiern die Fraunhofer-Institute IIS und IISB ihr Jubiläum.
Einen mp3-Player hat heute fast jeder - dass der Standard in Erlangen entwickelt wurde, wissen hingegen nur wenige. Am 20. Juli 2010 feiern die Fraunhofer-Institute IIS und IISB ihr Jubiläum.
«Das war damals ein Kampf auf Messers Schneide!» Die Erleichterung, dass sich die durchgearbeiteten Nächte ausgezahlt haben, ist Heinz Gerhäuser deutlich anzumerken. Jahrelang hatten der Leiter des Fraunhofer-Instituts IIS und sein Team getüftelt, programmiert und mit Kollegen aus aller Welt über Standards gestritten. Das Ergebnis made in Erlangen dudelt heute in jedem Kinderzimmer aus den Lautsprecherboxen: mp3-Dateien. Am 20. Juli 2010 feiern das IIS und sein Schwesterinstitut IISB ihren 25. Geburtstag.
Aus der Forschungslandschaft sind die beiden Institute mit ihrem Schwerpunkt auf Mikroelektronik nicht mehr wegzudenken. Vereinfacht gesagt: Die einen entwickeln die Grundlagen, die anderen bauen aus den Chips ein fertiges Produkt. So ist das kleinere IISB in der Simulation der Herstellungsschritte von integrierten Schaltungen weltweit führend und hält in der Leistungselektronik sogar einen Weltrekord bei der Energiedichte. Das IIS hingegen hat sich auf die Herstellung mikroelektronischer Systeme und Geräte sowie die dazu notwendigen integrierten Schaltungen inklusive der Software verlegt.
«Mit der Uni und den beiden Instituten haben wir die größte Konzentration an mikroelektronischer Forschung in Deutschland», erläutert IISB-Leiter Lothar Frey. Mehr als 1000 Wissenschaftler tummeln sich hier und bringen mit ihrer anwendungsorientierten Forschung nicht nur ortsansässige Unternehmen voran.
Das IIS hat sich dank der Erfindung von mp3 inzwischen mit gut 750 Mitarbeitern und einem Budget von 100 Millionen Euro zum größten Institut der gesamten Fraunhofer-Gruppe gemausert. Und die Entwicklung ist noch nicht zu Ende, ist sich Balleis sicher. «Man merkt ganz deutlich den Geist in den beiden Instituten, der ist von Neugier, Energie und Engagement geprägt.»
Damit stehen die Chancen gut, dass weitere Erfindungen folgen. Denn immer wieder haben die Fraunhofer-Forscher brillante Ideen, die sich auch in gutes Geld ummünzen lassen. So entwickelte das IISB erfolgreich neue Halbleiter für elektronische Funktionen, die am Ende etwa dem Motor in einem Elektroauto den Strom aus der Batterie zur Verfügung stellen. Das Ergebnis können die Wissenschaftler künftig noch besser überprüfen: Am Tag des Jubiläums wird auch ein neues Testzentrum für die elektronischen Komponenten von Elektroautos eingeweiht.
Wenn ihre jahrelange Arbeit endlich in einem funktionierenden Produkt mündet, ist das für die Forscher ein unvergessliches Erlebnis. «Ich weiß noch, wie nachts um drei eine Email kam: «System up and running». Das war natürlich ein toller Moment», berichtet der sonst eher zurückhaltende Gerhäuser lebhaft. Sein Team hatte dafür gesorgt, dass ein US-amerikanischer Kurzwellensender seine Signale von Boston über Kalifornien in den Pazifik zu einem Bruchteil der ursprünglichen Kosten senden konnte.
Auch die Entwicklung des digitalen Kinos, die Verbesserung von Mobiltelefonie und Videokonferenzen oder die Ortung der Spielerfüße und des Balls bei einem Fußballspiel sind Wegmarken, an die sich Gerhäuser besonders intensiv erinnert. Ganz vorne steht jedoch die Entwicklung des mp3-Formats, das seinen Namen vor exakt 15 Jahren erhielt. «Das hat uns bis an die Grenze unserer Leistungsfähigkeit getrieben», berichtet Gerhäuser. Zuvor brauchte man für die Codierungstechnik große Schränke statt kleiner Handgeräte, für die Wiedergabe von 15 Sekunde Sprache oder Musik musste der Rechner 7 bis 8 Stunden rödeln.
«So etwas wie mp3 lässt sich nicht so ohne weiteres wiederholen, weil es ein weltweites Erfolgsmodell ist», erklärt der Erlanger Uni-Rektor Karl-Dieter Grüske. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass die Innovationskraft der Institute noch lange nicht erschöpft ist - auch, weil die Zusammenarbeit mit den Nachwuchswissenschaftlern von der Hochschule so eng ist. Derzeit werden für 60 Millionen Euro gemeinsame Audio-Labors eingerichtet. IIS-Leiter Gerhäuser plant derweil schon das nächste Projekt: 2014 wollen sich die Forscher an einer Satellitenmission beteiligen.
DPA/AL