ESO beschließt Bau des weltgrößten optischen Teleskops
Die ESO wird das größte Teleskop der Welt für sichtbares und infrarotes Licht bauen. Das E-ELT soll Anfang des nächsten Jahrzehnts seinen Betrieb aufnehmen.
Das Führungsgremium der ESO, der Council, ist heute am ESO-Hauptsitz in Garching bei München zusammengetreten. Wichtigster Tagesordnungspunkt der Sitzung war der Start des European Extremely Large Telescope (E-ELT) Programms, das zukünftige „weltgrößte Auge auf den Himmel“. Das E-ELT ist als Teleskop mit einem segmentierten Spiegel von 39,3 Metern Durchmesser konzipiert. Damit wird es das weltgrößte Teleskop für sichtbares und infrarotes Licht. Das Teleskop soll auf dem Cerro Armazones im Norden Chiles errichtet werden, in der Nähe des Paranal-Observatoriums der ESO.
Abb.: Künstlerische Darstellung des E-ELT (Bild: ESO)
Sämtliche ESO-Mitgliedsländer hatten bereits im Vorfeld ihre Unterstützung für das E-ELT-Projekt bekräftigt. Der Council stimmte heute für den Bau des E-ELT und der ersten Generation leistungsfähiger Instrumente für das Teleskop – allerdings unter dem Vorbehalt, dass noch mehrere sogenannte ad referendum-Stimmen bestätigt werden müssen.
Um das definitive Startsignal für das Projekt zu geben, müssen zwei Drittel, also mindestens zehn der Mitgliedsländer ihre Zustimmung geben. Bei der heutigen Sitzung stimmten Deutschland, die Niederlande, Österreich, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik für den Beginn des E-ELT-Programms. Vier weitere Mitgliedsländer stimmten ad referendum dafür: Belgien, Finnland, Großbritannien und Italien. Die übrigen vier Mitgliedsländer arbeiten gezielt darauf hin, dem Programm in Kürze beizutreten.
Dem Wortlaut des Beschlusses nach sind zunächst nur Mittel für vorbereitende Bauarbeiten am zukünftigen Standort des Teleskops freigegeben, bis die Mitgliedsländer insgesamt mindestens 90% der 1083 Millionen Euro Fertigstellungskosten (Geldwert von 2012) bewilligt haben. Der Beschluss folgt damit der bereits Ende 2011 getroffenen Grundsatzentscheidung des ESO-Councils zur Finanzierung des Projekts.
Dem aktuellen Zeitplan nach müssen die ersten großen Industrieaufträge im Laufe des nächsten Jahres bewilligt werden; im gleichen Zeitraum muss der Großteil der Finanzierung gesichert sein. Dies sollte genügend Zeit dafür lassen, dass Belgien, Finnland, Großbritannien und Italien ihre Zustimmung bestätigen und die restlichen Mitgliedsländer sich dem Projekt anschließen können. Außerdem sollte Brasilien in diesem Zeitraum seinen ESO-Beitritt ratifizieren können.
“Dies ist ein hervorragendes Ergebnis und ein großer Tag für die ESO. Wir können jetzt die nächsten Schritte im Zeitplan dieses großen Projektes angehen”, erklärt Tim de Zeeuw, der Generaldirektor der ESO.
Erste Aufträge für das Projekt wurden bereits vergeben. Kurz vor der Sitzung des Councils wurde ein Vertrag über eine detaillierte Designstudie für den komplexen adaptiven M4-Spiegel des Teleskops abgeschlossen. Diese E-ELT-Konstruktionsaufgabe dürfte von allen technischen Herausforderungen des Programms am meisten Vorlaufzeit erfordern, so dass ein früher Beginn notwendig war.
Detaillierte Planungen für den Verlauf der Straße zum Gipfel des Cerro Armazones, dem zukünftigen Standort des E-ELT, sind bereits in Arbeit. Die ersten Baumaßnahmen werden voraussichtlich noch in diesem Jahr beginnen, inklusive des Baus der Zufahrtsstraße zum Gipfel des Armazones und des Einebnen des Gipfels.
“Das E-ELT wird der ESO über Jahrzehnte ihre Spitzenposition in der Forschung sichern und verspricht, eine außergewöhnliche wissenschaftliche Ernte einzufahren”, schließt Xavier Barcons, der Präsident des ESO-Councils.
ESO / DE