15.01.2007

Europas Präsenz im All

In der Raumstation ISS werden die Europäer im Jahr 2007 präsenter als je zuvor sein. Mit Hans Schlegel ist auch wieder ein Deutscher mit von der Partie.

Paris (dpa) - Thomas Reiter ist zwar gerade erst auf der Erde zurück, doch werden die Europäer 2007 präsenter denn je zuvor in der Raumstation ISS sein. Zum Sputnik-Jubiläum - vor 50 Jahren begann mit dem ersten russischen Satelliten das «Abenteuer Weltraum» - sollen nicht weniger als drei Astronauten der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) von Cape Canaveral aus in US-Shuttles zur Station starten. Und mit Hans Schlegel ist auch wieder ein Deutscher mit von der Partie. Keiner bleibt jedoch so lange im All wie der ESA-Mann Thomas Reiter.

Aber auch technologisch und wissenschaftlich verspricht 2007 im Weltraum starke europäische Akzente zu setzen. Gegenwärtig wird der Jungfernflug des «Jules Verne» genannten Transporters ATV (Automated Transfer Vehicle) vorbereitet. Und die ESA will das Weltraumlabor «Columbus» zur Internationalen Station ISS hieven lassen - Europas wichtigster Beitrag zu dem fliegenden Wissenschaftszentrum und dann modernstes Laboratorium in einer Umlaufbahn um den Planeten.

«All die hohen Investitionen der vergangenen Jahre zahlen sich jetzt aus, die Weltraumstation wird langsam zu einem Vollzeit-Labor», blickt ESA-Sprecher Franco Bonacina erwartungsvoll auf das Jahr 2007, das vor allem wegen der wieder aufgenommenen Shuttle-Flüge zu einer Zeit dichten Verkehrs zur und von der Station zu werden verspricht.

Thomas Reiter, als erfahrendster Astronaut der ESA aus der Station auf dem Boden zurück, war ein Vorreiter: Europäische Technologie in der ISS verlangt nach verstärkter europäischer «Personalpräsenz» hoch oben. Der ESA ist dies nur recht: «Es ist doch in unserem Interesse, Astronauten solange wie möglich im Weltraum zu haben», sagt Bonacina.

Erster Höhepunkt soll das Rendezvous des neuen Super-Cargos ATV der Europäer mit der ISS 400 Kilometer über der Erde werden. Der zehn Meter lange Raumschlepper ist neben dem Labor der Kernbeitrag Europas zum jetzt beschleunigten Ausbau der Station. Vom 25. Juli an wird der unbemannte ATV auf einer verstärkten Ariane-5-Trägerrakete von Kourou in Französisch-Guayana aufbrechen. Siebeneinhalb Tonnen Trinkwasser, Treibstoff, Nahrung und Experimentiergerät kann das Vehikel zur ISS bringen. «Es ist das komplexeste und innovativste Raumschiff, das die ESA je gebaut hat», schwärmt der Leiter des Milliarden-Projekts, John Ellwood. Mit tonnenweise ISS-Abfall an Bord verglüht «Jules Verne» auf seinem Rückflug Monate später kontrolliert in der Erdatmosphäre.

Unter der Shuttle-Kommandantin Pamela A. Melroy geht dann - frühestens am 7. September - der Italiener Paolo Nespoli auf seinen ersten Besuch im Weltraum. Der Missionsspezialist des Fluges STS-120 bringt den in Italien gebauten «Verbindungsknoten 2» mit. Das Modul muss an das amerikanische ISS-Labor angedockt werden. Die Europäer bauen für einen Start 2008 auch einen dritten solchen «Knoten», mit denen die diversen Module der Station miteinander verbunden werden.

Und dann betritt Schlegel als Begleitung des Labor-Schmuckstücks «Columbus» in der zweiten Oktoberhälfte die ISS. «Columbus» ist ein Modul in Zylinderform, im wesentlichen von EADS Space Transportation in Bremen gebaut und nur mit einer US-Raumfähre zu transportieren. Hätten die Shuttles nicht mehr starten können, wäre «Columbus» reif für das Museum. Hunderte von Wissenschaftlern warten auf den Start des alles in allem fast 13 Tonnen schweren Labors. Einer hofft, dass sein Flug mit dem Labor bald bestätigt wird: Der Franzose Léopold Eyharts soll mit Schlegel fliegen. Er dürfte als dritter ESA- Raumfahrer des Jahres «zwei bis drei Monate in der ISS bleiben», schätzt Bonacina. Eyharts komplettiert dann das bemerkenswert «europäische» Jahr der Raumfahrt.

Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

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