28.01.2010

Festgefahrener Marsrover wird Forschungsstation

"Spirit" rollt nicht mehr - NASA gibt Bemühungen zur Befreiung auf.

"Spirit" rollt nicht mehr - NASA gibt Bemühungen zur Befreiung auf.

Der kleine Marsrover «Spirit», der seit sechs Jahren den Roten Planeten erkundet, wird nicht mehr rollen. Die NASA hat ihre Bemühungen aufgegeben, den seit zehn Monaten im Sand steckengebliebenen Roboter zu befreien. «Spirit», der wie sein weiterhin mobiler Zwilling «Opportunity» zu einem Lieblingskind der US-Raumfahrtbehörde geworden ist, wird nun zu einer stationären Forschungsplattform.

Abb.: Blick auf Spirits Vorderrad im Mars-Sand (Bild: NASA / JPL-Caltech)

«Spirit ist nicht tot, er hat nur eine neue Phase seines langen Lebens begonnen», tröstete Doug McCuistion, Direktor des Mars-Forschungsprogramms «Spirits» die Fangemeinde auf der Erde und wohl auch sich selbst. «Wir haben der Welt im vergangenen Jahr gesagt, dass unsere Versuche, unseren geliebten Roboter zu befreien, vielleicht nicht erfolgreich sein werden. Es sieht so aus, als würde Spirits derzeitiger Ort auf dem Mars sein letzter Ruheplatz.»

Verdient hat sich «Spirit» das Ausruhen tausendfach: Nur 90 Tage Arbeit waren von ihm und «Opportunity» nach der Landung Anfang 2004 auf dem Mars erwartet worden. Aber sie liefen und liefen und liefen, zusammen mehr als 26 Kilometer, und sie begeisterten die Wissenschaftler mit aufregenden Fotos und Daten über die Beschaffenheit des Roten Planeten und seine nasse Vergangenheit.

Im April 2009 passierte es dann, «Spirit» brach beim Rollen über krustigen Boden mit seinen fünf noch funktionierenden Rädern ein und blieb im darunter liegenden Sand stecken. Die NASA arbeitete monatelang an einer Befreiungsstrategie und erprobte sie an einem Rover-Duplikat - in einem Sandkasten im Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Kalifornien. Seit November 2009 versuchte ein Expertenteam dann immer wieder, «Spirit» flottzumachen. Es half nichts, im Gegenteil: Der Rover verlor dabei noch ein zweites Rad.

Nun will die NASA sich voll darauf konzentrieren, «Spirit» durch den Mars-Winter zu bringen. Er beginnt dort, wo der Rover festsitzt, im Mai. «Spirit» hat sich unglücklicherweise leicht seitwärts geneigt und kann in dieser Position mit seinen Solarpaneelen wahrscheinlich nicht genügend Sonne auffangen, um während des Winters mit der Erde zu kommunizieren. Daher will die NASA versuchen, den Neigungswinkel zumindest um ein paar Grad zu verbessern.

«Wir müssen den hinteren Teil oder die linke Seite anheben, oder beides», sagt Ashley Stroupe vom JPL. Oder die rechte Vorderseite müsse abgesenkt werden - etwa, indem sich das rechte Vorderrad tiefer in den Sand eingräbt. Für diese Manöver bleibt der NASA aber nur bis Mitte Februar 2010 Zeit - danach reicht die Sonnenenergie nicht mehr aus.

Derweil hat «Spirit», dessen Namen für Entdeckergeist steht und der zur Gesteinsanalyse ein in Deutschland gebautes Spektrometer an Bord hat, bereits mit seinem «neuen Leben» begonnen. Er studiert kleine Taumelbewegungen bei der Mars-Rotation: Das könnte Aufschlüsse über das Innere des Planeten geben - und der Rover dadurch letzte wunderbare Lorbeeren ernten, sagt Steve Squyres von der Cornell University, einer der führenden Projekt-Wissenschaftler. «Spirit» kann auch mit seinem Roboterarm den Boden in seiner Nähe erforschen und beobachten, wie der Wind die einzelnen Partikel bewegt.

Überlebt er den Winter, könnte er der NASA zufolge noch monatelang arbeiten, vielleicht auch Jahre - bei diesen tüchtigen Rovern würde das niemanden mehr wundern. So ist «Opportunity» fit und munter und auf dem Weg zum Endeavor-Krater, den er erforschen soll.

DPA / AL


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