28.08.2017

Granit brechen mit Mikrowellen

Kurze Pulse erweisen sich als effiziente und energiesparende Methode zum Granitabbau.

Der Abbau von hartem Gestein wie Granit ist ein langwieriger, energie­intensiver Prozess, egal ob im Bergbau oder im Tunnelbau. Dabei wird in mehreren Schritten vorgegangen: Zuerst müssen Risse im kompakten Fels erzeugt werden, wobei einzelne Brocken entstehen, die dann heraus­gelöst und abtransportiert werden können. In der Geschichte des Bergbaus wurde Ersteres oft mit Feuer gemacht – die Hitze sprengt das Gestein. Ein vom Wissenschafts­fonds FWF gefördertes, inter­disziplinäres Projekt der Lehrstühle für Mechanik, Physik und Bergbau­kunde der Montan­universität Leoben hat nun eine moderne Variante dieser Strategie untersucht: Zum Erhitzen des Gesteins wird Mikrowellen­strahlung eingesetzt.

Abb.: Computersimulation eines Gesteins, das durch Mikrowellen aufgeheizt wurde. Die roten Bereiche zeigen die stärkste Schädigung. (Bild: Montanuniv. Leoben)

„Alle gängigen Abbaumethoden haben eines gemeinsam: Man möchte das Gestein zuerst brechen, also Oberflächen erzeugen, aber nur ein geringer Teil der Energie geht wirklich in diese Oberflächen­schaffung. Der Großteil geht in Form von Wärme verloren", sagt Projektleiter Thomas Antretter vom Institut für Mechanik der Montan­universität Leoben. Derzeit wird das Gestein entweder gesprengt oder rein mechanisch mit großen Maschinen aufgebrochen und abgetragen. „Das ist eine riesige Verschwendung von Energie. Wir wollen den mechanischen Abbauprozess nicht vollständig ersetzen, das ist nicht möglich. Aber wir können ihn erleichtern", so Antretter.

Dass Mikrowellen zum Erhitzen genutzt werden können, ist aus dem Alltag bekannt. Weniger offensichtlich ist, dass auch Gestein erwärmt werden kann. „Man könnte tatsächlich einen Gesteinsbrocken in einen Mikrowellen­ofen legen und er würde warm werden", erklärt Antretter. „Um wirklich Risse zu erzeugen, braucht es aber höhere Energien." Für die Praxistests wurde eine Anlage mit 25 Kilowatt Leistung verwendet, das ist etwa das 25-Fache eines Mikrowellen­herds. Die Mikrowellen werden mit einem Applikator aufgebracht, der wie ein Schlauch aussieht –, ein Hohlleiter, in dessen Innerem die Mikrowellen transportiert werden.

Antretters Gruppe war für die Simulationen zuständig. „Die Simulationen waren relativ umfangreich, weil wir einerseits die elektro­magnetischen Vorgänge berechnen mussten, die Einstrahlung und die Ausbreitung der elektro­magnetischen Welle, und dann daraus schließen mussten, wie sich das Gestein erwärmt." Antretter interessierte sich besonders für Granit, der aufgrund seiner Härte besonders schwierig abzubauen ist. Granit besteht aus den Gesteinen Feldspat, Quarz und Glimmer. „Diese haben unterschiedliche Eigenschaften und erwärmen sich verschieden stark. Abgesehen davon unterscheiden sie sich auch in ihren elektrischen Eigenschaften, Mikrowellen werden unterschiedlich absorbiert." Auch das habe zuerst berechnet werden müssen.

„Mit den Ergebnissen der Rechnungen zur Verlust­leistung konnten wir dann eine mechanische Rechnung machen", erklärt Antretter. „Dazu müssen wir berechnen, wie sich die Temperatur im Gestein zeitlich entwickelt. Davon ausgehend können wir die mechanischen Spannungen berechnen, wiederum als Funktion der Zeit." Das wurde mit der kritischen Belastungsgrenze für die einzelnen Gesteins­bestandteile verglichen, um festzustellen, wann das Gestein bricht und die gewünschten Risse entstehen.

Thomas Antretters Team simulierte kurze, intensive Pulse von nur einer Zehntelsekunde und zum Vergleich längere Pulse mit geringerer Intensität, die 100 Sekunden dauerten. Die eingebrachte Energie war in beiden Fällen gleich. „In den Simulationen zeigten die kurzen Pulse etwas mehr Effekt, bei gleicher Energie­menge", berichtet Antretter. Begleitend dazu gab es Versuche am benachbarten Lehrstuhl für Bergbau­kunde, der Zugriff auf eine Mikrowellen­anlage hat. „Dort wurden tatsächlich Gesteins­proben hineingelegt und bestrahlt, unter unterschiedlichen Bedingungen und Zeiten. Es hat sich herausgestellt, dass man diese Rissmuster erzeugen kann, und sie stimmen gut mit dem überein, was wir in der Simulation gefunden haben."

Die Idee, Mikrowellen zum Aufbrechen von Gestein zu verwenden, habe es schon länger gegeben, sagt Projektleiter Antretter. „Man konnte den Effekt aber nie richtig quantifizieren, die Versuche basierten auf 'Trial and Error'. So geriet das wieder in Vergessenheit." Für eine praktische Umsetzung gebe es noch einige offene Fragen, wie etwa Fragen zum Brand­schutz. „Aus technischer Sicht steht einer Umsetzung aber nichts im Weg", so Antretter.

FWF / DE

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