12.05.2017

Hitzefester Kondensator

Elektronikbauteil hält dank neuer Materialkombination bis zu 300 Grad Celsius aus.

Hitze, Staub und Feuchtig­keit schaden elek­tronischen Bauteilen. Gegen Staub und Feuch­tigkeit lassen sich diese gut schützen. Doch die Hitze bleibt ein Problem, denn sie entsteht im Bauteil selbst. Überall, wo Strom fließt, wird auch Hitze generiert. Und nicht immer ist in der elek­tronischen Kompo­nente genügend Platz, um die Abwärme mit Kühl­rippen oder Venti­latoren abzu­leiten. Noch schwieriger wird es, wenn das Gerät in einer heißen Umgebung arbeitet, beispiels­weise ein Bohrmeißel in der Ölin­dustrie, der in einigen Tausend Metern Tiefe mit hoher Geschwin­digkeit rotiert. Dabei entstehen Tempe­raturen von bis zu 250 Grad. Hinzu kommt die enorme mechanische Belastung für die elek­tronischen Kompo­nenten.

Abb.: Dank neuer Materialien und einem ausgeklügelten Aufbau widersteht dieser Kondensator Temperaturen von bis zu 300 Grad Celsius.(Bild: Fh.-IMS)

Für dieses Problem hat das Fraun­hofer-Institut für Mikro­elektronische Schaltungen und Systeme IMS eine Lösung parat. Die Forscher haben einen Konden­sator entwickelt, der Tempera­turen von bis zu 300 Grad ver­kraftet. Zum Vergleich: Herkömm­liche Elektronik kann nur Tempera­turen von bis zu 125 Grad wider­stehen. Konden­satoren speichern Ladungs­träger und zählen zu den am häufigsten verwen­deten passiven Bau­elementen in der Elektronik. Der Aufbau eines Konden­sators ist simpel: Zwei leitfähige Platten fungieren als Plus- beziehungs­weise Minus-Elektrode, dazwischen liegt eine isolierende Schicht, das Dielektrikum. Um die Hitze­beständigkeit zu verbessern, nutzt das Team um Dorothee Dietz einen neuartigen Material­mix und einige konstruk­tive Kniffe.

Bei der Fertigung der leitenden Metall­schichten werden winzige Löcher in die Grund­fläche geätzt, um die Fläche zu vergrößern. Der 3D-Trick erhöht die Kapazität und ermöglicht es gleich­zeitig, ein dickeres Dielek­trikum zu verwenden. Eine dickere Schicht wiederum widersteht hohen Tempera­turen besser und kann unkon­trollierte Leckströme im Konden­sator vermindern. Auch bei der Produktion des isolierenden Dielek­­trikums gehen die Experten neue Wege. Sie verwenden Tantal­pentoxid, eine Verbindung aus dem Metall Tantal und Sauerstoff, sowie Aluminium­oxid. Der Material­mix speichert die Ladungs­träger besser als das üblicher­weise verwendete Silizium­oxid und bewirkt so einen höheren Kapazitäts­belag des Konden­sators. In der Elektro­technik werden diese besonders leistungs­fähigen Materialien deshalb auch als High-k-Dielek­trika bezeichnet.

Außerdem verwenden die Fraun­hofer-Forscher ein elektrisch hochleit­fähiges Silizium sowie das besonders robuste und hitze­beständige Ruthenium. „Mit unserem Material­mix und den konstruk­tiven Tricks können wir einen Kondensator her­stellen, der äußerst robust und hitze­beständig ist, ohne an Leistung zu verlieren“, erklärt Dorothee Dietz. Doch die Hoch­temperatur-Fähigkeit ist nicht der einzige Vorteil der Halbleiter aus dem Fraun­hofer-Labor. Herge­stellt werden die Konden­satoren nämlich im Metall-Oxid-Halb­leiter-Verfahren (MOS). Dabei werden Schichten mit jeweils nur einer Atomlage Dicke verar­beitet. So lässt sich die Gesamt­dicke der Schichten exakt einstellen. „Das macht die Pro­duktion sehr flexibel. Der Hersteller kann Bauteile genau nach den Vorgaben des Kunden anfertigen, ohne den Prozess­ablauf verändern zu müssen“, sagt Dietz.

Das Know-how im Bereich der Hoch­temperatur­elektronik lässt sich auf viele andere passive oder aktive Bau­elemente wie Widerstände, Dioden oder Transis­toren anwenden. Die am Fraunhofer IMS etablierte Techno­logie eignet sich auch für komplette inte­grierte Schaltungen. Damit kann der Konden­sator nicht nur im Bohr­meißel, sondern ebenso in Einspritz­anlagen von Motoren oder Flugzeug­turbinen verbaut werden – also überall da, wo extrem hitze­beständige und robuste Bauteile gefragt sind.

Fh.-IMS / JOL

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