„Ich bin ein praktischer Theoretiker“
Herbert Gross ist der neue Professor fur Theorie optischer Systeme an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Zwar laute der Name seiner neu geschaffenen Professur durchaus zu Recht „Theorie der optischen Systeme“. Doch, so betont der Physiker, der seit diesem Semester als Professor an der Uni Jena lehrt: "Ich bin ein Mann der Praxis." Der 57-Jährige hat mehr als drei Jahrzehnte fur das Unternehmen Zeiss gearbeitet, bevor er jetzt den Schritt aus der Wirtschaft in die Wissenschaft machte.
Abb.: Herbert Gross. (Bild: privat)
Dass der erfahrene Wissenschaftler, der seit Mitte der 1990er Jahre die zentrale Abteilung fur Optikdesign und Simulation bei Zeiss geleitet hat, dem Ruf der Friedrich-Schiller-Universität gefolgt ist, habe viel mit Jena und seinem Umfeld zu tun. Die enge Verzahnung von Universität, Fraunhofer IOF und den ansässigen Optik-Unternehmen böten beste Voraussetzungen, Grundlagenforschung und praktische Anwendungen zu verknupfen, so der geburtige Hildesheimer. Einen kurz zuvor erfolgten Ruf an die Uni Stuttgart hatte Herbert Gross dagegen abgelehnt.
Seine Praxiserfahrung und die guten Kontakte zu Optik-Unternehmen wird der neue Hochschullehrer nun in seine Arbeit am Institut fur Angewandte Physik der Uni Jena einbringen. Schwerpunkte möchte er in Designmethodik und Simulation optischer Systeme, wie symmetrie-freier Freiformoptiken und partiell kohärenten Beleuchtungssystemen setzen. Genau wie die Automobilindustrie Crashtests heute
bereits ausschließlich im Computer simuliere, finde auch die moderne Entwicklung optischer Systeme zukunftig uber weite Strecken im virtuellen Labor statt. „Vom Design eines Systems fur eine konkrete Anwendung, uber das Abschätzen seiner Leistungsfähigkeit bis zur Optimierung der Optik reichen die Anwendungsmöglichkeiten von Computersimulationen“, erläutert Gross.
Die neue Stiftungsprofessur „Theorie der optischen Systeme“ an der Universität Jena wird von der Ernst-Abbe-Stiftung und der STIFT Thuringen sowie mehreren kleinen und mittelständischen Unternehmen aus Jena und der Region getragen. „Damit soll nicht zuletzt die Ausbildung von Nachwuchs in diesem Bereich gezielt gefördert werden“, betont Gross. Die optische Industrie brauche gut ausgebildete Fachleute, die die Anforderungen der Branche kennen. Praxisnähe will der Professor daher auch in seinen Lehrveranstaltungen an die Jenaer Studierenden vermitteln. Neben klassischem Optikdesign und der Simulation optischer Systeme stehen auch die
Weiterentwicklung von Lichtquellenmodellen und die zugehörige Messtechnik auf dem Lehrplan. Der Optik-Experte kann selbst auf langjährige Erfahrung in der Hochschullehre bauen. Seit 1998 unterrichtete er regelmäßig u. a. an der Hochschule Aalen, der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) und der TU Ilmenau.
Er selbst hat an der Uni Stuttgart studiert und wurde dort 1996 mit seiner Arbeit „Propagation höhermodiger Laserstrahlung in optischen Systemen“ zum Dr.-Ing. promoviert. Neben seiner Forschungsarbeit widmet sich „der uberzeugte Netzwerker“ als gefragter Autor und Gutachter auch der Herausgabe von Veröffentlichungen und Fachzeitschriften. So ist Herbert Gross Hauptautor und Editor der seit 2005 erscheinenden sechsbändigen Monographie „Handbook of Optical Systems“, deren erste funf Bände bereits vorliegen.
U. Jena / PH