24.10.2025 • MedizinphysikQuantenphysik

Charité und PTB erforschen Krankheiten mithilfe neuartiger Quantensensoren

Zentrum für biomagnetischer Hirnforschung mittels Magnetoenzephalografie auf Basis optisch gepumpter Magnetometer in Berlin eröffnet.

Schizophrenie, Parkinson, Epilepsie: Diese und andere neurologische Erkrankungen sind noch nicht vollständig verstanden. Einen Schub neuer Erkenntnisse verspricht das neue OPM-MEG-Zentrum, das die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) gemeinsam mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin am Montag in Anwesenheit der Berliner Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra eröffnet hat. Erstmals werden hier die OPM-Sensoren, die die winzigen Magnetfelder des menschlichen Hirns messen, in größerem Stil in der klinischen Forschung eingesetzt. Das Zentrum ist ein Beispiel dafür, wie aktuelle Quantenmetrologie in die medizinische Anwendung gebracht und zudem der Technologietransfer gefördert wird.

Wenn Neuronen im Gehirn feuern, dann fließen winzige Ströme. Die entstehenden Magnetfelder kann man mithilfe spezieller Quantensensoren messen. Diese Magnetoenzephalografie (MEG) liefert wertvolle Informationen über die Funktionen des Gehirns. So lassen sich beispielsweise Hirnrhythmen auslesen, die an den Bewegungsstörungen bei Parkinson beteiligt sind oder bei Psychosen eine wichtige Rolle spielen.

Ein neuer Typ der Quantensensoren sind optisch gepumpte Magnetometer (OPMs). Sie ermöglichen es, die Hirnsignale bei Zimmertemperatur mit einer bisher unerreichten Kombination aus Echtzeit- und räumlich hochauflösender Funktionsmessung zu erfassen. Anders als die bislang üblichen Sensoren, die extrem gekühlt werden mussten, haben OPM-Sensoren direkten Kontakt zum Kopf. Somit eignen sie sich auch für Patient*innen, die sich bewegen, wie etwa Kinder oder Menschen mit Parkinson.

Mehr zu Quantensensoren in der Medizin

Photo
Photo
Photo
Photo
Photo

Um die vielversprechenden Möglich­keiten der neuen Technologie auszu­schöpfen, haben Charité und PTB nun auf dem Campus Charité Mitte – also in größtmöglicher Nähe zu Patient*innen – ein OPM-MEG-Zentrum einge­richtet. Damit bringen beide Partnerinnen ihre jeweilige Expertise in einer einma­ligen Kooperation zusammen: Die PTB mit ihrer langjährigen Erfahrung rund um biomagne­tische Messungen mit Quanten­sensoren und die dazu nötige Abschirmung wird für die gesamte Mess­technik und deren Weiter­entwicklung zuständig sein. Diese setzt die Charité für Forschung im Bereich neurolo­gischer Mecha­nismen und psychia­trischer Erkran­kungen sowie für klinische Studien an größeren Patientengruppen ein. Die kombinierte Expertise verleiht dem Zentrum das Potenzial, zu einer führenden Anlage für das Verständnis, die Erken­nung und die Behandlung psychia­trischer und neurolo­gischer Störungen zu werden. Gleichzeitig soll die OPM-Mess­technik für eine breitere klinische Anwendung weiter­entwickelt werden.

Das Herzstück des Zentrums bildet die neueste Generation eines Ganzkopf-OPM-Systems mit 96 OPM-Sensoren, finanziert dank einer Förderung der DFG. Die Charité übernahm die Baukosten, die PTB stellt und betreibt die vom Bund finanzierte magnetisch geschirmte Kabine. Die schwachen magne­tischen Signale des mensch­lichen Gehirns lassen sich nämlich nur messen, wenn man äußere Magnetfelder, etwa der Erde oder eines in der Nähe vorbei­fahrenden ICEs, sorgsam abschirmt. In der neuen Kabine wird mit geringst­möglichem Material­aufwand ein höchst­möglicher Schirm­faktor erreicht.

Forschungsgruppen beider Einrichtungen nutzen das neue Zentrum. Die PTB-Wissen­schaftler*innen fokussieren sich auf Forschung in der Quanten­sensorik, die Umsetzung verläss­licher Quanten­metrologie und eine beschleu­nigte Technologie­entwicklung. Charité-Forschende wollen beispiels­weise epileptische Herde im Gehirn insbe­sondere von Kindern exakter identi­fizieren, um deren chirur­gische Entfernung zu erleichtern. Auch die Entwicklung von modernen Gehirn-Computer-Schnitt­stellen, die unter anderem die Mobilität von Menschen mit Behinde­rungen zu verbes­sern suchen, soll in dem neuen Zentrum vorangebracht werden.

Um den komplexen Technologie­transfer im biomedizi­nischen Bereich der Quanten­techno­logie zu beschleunigen, sind Forschungs­koopera­tionen mit weiteren Partner­institu­tionen aus Wissen­schaft und Wirt­schaft geplant. Nicht zuletzt werden junge Start-Up-Firmen das Zentrum nutzen können und von Qualitäts­sicherung und Techno­logie­validierung profitieren. So trägt das neue OPM-MEG-Zentrum zu den Zielen der Berliner Initia­tive Berlin Quantum und Berlin UNITE bei, der jüngst gegründeten und vom Bundes­minis­terium für Wirtschaft und Energie geförderten Start-Up-Factory für Berlin-Branden­burg. [PTB / Charité / dre]

Anbieter

Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)

Bundesallee 100
38116 Braunschweig
Deutschland

Kontakt zum Anbieter







Content Ad

Double-Pass AOM Clusters

Double-Pass AOM Clusters

Versatile opto-mechanical units that enable dynamic frequency control and amplitude modulation of laser light with high bandwidth, that can be combined with beam splitters, monitor diodes, shutters and other multicube™ components.

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Meist gelesen

Themen